Kreassdoagsfroide

Ober-Gleener Weihnachtsengel vom Altarbild, nachkoloriert.

Fruè Waihnachde! Haut huh ech drai Gedichde fier Ouch, die ech diss Joahr vier dè Krissdoag oder haut geschreawwe huh. Zwä off Huuchdoidsch, äis off Pladd.

Frohe Weihnachten! Heute habe ich drei Gedichte für Euch, die ich dieses Jahr vor den Weihnachten oder heute geschrieben habe. Zwei auf Hochdeutsch, eins in Mundart.

Merry Xmas! Today, I have three poems for you that I have written before the feast or today. Two in Highgerman, one in dialect.

Alles Gute, alles Gurre, all the best!

Pauls Monika

An Peter in Walldorf:

Danke für den Weihnachtsgruß,
den ich schnell erwidern muss,
bevor hier die Nüsse knacken
und wir unterm Baum versacken,
Kartoffeln im Salat verschwinden,
Würstchen sich im Kochtopf winden,
Wein und Bier und Wasser fließt
und es draußen weiter gießt.
Spielen hier so manches Spiel,
wer verliert, bekommt zu viel,
wer gewinnt, glaubt sich am Ziel,
das siehst du am Minenspiel,
doch es folgt die nächste Runde
dann zu später Weihnachtsstunde.
Glück wechselt im schnellen Lauf,
und wer isst die Nüsse auf?
Frohe Weihnacht
für die ganze Sippe!
Bleibt gesund –
statt Grippe: Krippe!
Und ein schönes Neues Jahr –
wäre das nicht wunderbar?

 

An Familie Kunz in Ulmbach:

 

Mit Regen,
Wind und Sonnenschein
wird Weihnacht nicht
wie Weihnacht sein,
doch ist es Weihnacht,
ganz bestimmt,
und es sind Äpfel,
Walnuss, Zimt,
und es sind Tannen,
Kugeln, Sterne,
es ist Musik,
wie wir sie gerne
schon hörten in der
Kinderzeit,
wenn es dann hieß:
Weihnacht! Es schneit!

An Sabine in Ober-Gleen, die ganz tolle bewegte Emojis in ihre Mail einbaut:

Woas funggeld doa,
woas hebbd on lachd,
hodd Kreassdoagsfroide
medgebroachd?
Doas eas è Mäil voo Owwerhesse,
Sabine hodd goar naut vergeasse,
Waihnoachdsmann, Paggeed, Kaffie,
Uggulele, bunde Brieh
on enn Schonnschdäisfeejer aach,
noa, doa weadds wohl baal Kreassdoag!

Fruè Kreassdoag!

Fruè Kreassdoag! Noch zwä Dierche, on dè Adwennskallenner eas offe. Ech winsch ouch all schiene Fessdoag!

Frohe Weihnachten! Noch zwei Türchen, und der Adventskalender ist offen. Ich wünsche Euch allen schöne Festtage!

Merry Xmas! Two more doors (or windows), and the pre-christmas calendar is completed. I am wishing you wonderful holidays!

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

Dè aale Schnäiber

Wann’s schmeggd, schmeggd’s, besses scheggd. Es sai denn, merr eas enn Schnäiber. On doas nit nur die Krissdoag.

Wenn es schmeckt, schmeckt’s, bis es reicht. Es sei denn, man ist ein Kostverächter. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

If it tastes good, it tastes good, till it is enough. If you are not picky. And not only at Christmas time.

Best wishes, viele liebe Grüße, alles Gurre med Geschmagg,

Pauls Monika

Mai Lied verzehld voom Saalsekùche on voo  dè Riwwn off dè Omma ihrm Riwwelkùche. Woas schmoachd doas sou gudd! Es Orchinal eas koazz noochem Krigg nauskomme. Das Lied „Saalsekùche on dè Omma ihr Riwwn“ habe ich 2016 geschrieben, es ist ein Swingtitel nach dem Original von Dinah Shore (1946), der vom Salzekuchen und von Omas Streuselkuchen erzählt. Am Klavier: Eva Huck aus Frankfurt am Main und Bremen. Eine Aufnahme von der Probe für unseren  gemeinsamen Auftritt 2018 auf der Fête de la Musique im INSTITUT FRANCAIS, BREMEN. The song is am Upper Hessian coversong of the swing title „Shoo Flie pie and Apple Pan Dowdy“ of Dinah Shore (1946), recorded in Bremen some years ago.

È poar Woadde:

Brombeldebbe – schlecht gelaunter Mensch, bad tempered person. Näsenn – näseln, sich beim Essen zieren, to be picky. Gemies – Gemüse, vegetables. È schie Reandssobb med Nudenn drean – eine schöne Rindersuppe (Brühe) mit Nudeln drin, a nice beef soup with pasta in it. Owelabbe – Ofenlappen (eine Art Kartoffelpuffer, Ortsuzname aller Menschen in Wallenrod), oven tissues. Dè Hongger dräibd’s nobb – der Hunger treibt es runter, hunger gets it down. Kaale – kalte, cold.

Dè Imschdaanskrämer

Schdell dech nit sou oo! Wer hodd doas ean Hesse friejer niddemo gehoadd? Manche konnde gaans schie imschdännlech sai! On annern woarn baddend.

Stell dich nicht so an! Wer hat das in Hessen früher nicht einmal gehört? Manche konnten ganz schön umständlich sein. Und andere waren patent.

Come on! Who hasn’t heard that in Hessen at least once? Some people could be really laborious! And others were well organised.

È poar Woadde:

Baddend – patent, very competent, well organised. Imschdannskrämer – Umstandskrämer, a laborious person. Mach dommo die Kechedier bai – schließ doch mal die Tür (ohne sie abzuschließen), close the door. Eanmachgläser – Einmachgläser, mason jars. Naut wie Keasche äasse – nichts als Kirschen essen, to eat nothing else than cherries. È Schdonn schbeerer – eine Stunde später, an hour later. Wann heh sech oduh solld – wenn er sich anziehen sollte, when he should dress.  Geschdrùchde Sogge – gestrickte Socken, knitted socks. Hosdes baal? – Hast du’s bald? Ain’t you still ready? Med Oasch on Kobb – mit Arsch und Kopf, er war noch derselbe, he was authentic. Zwei Leute, die sich sehr ähneln, sind „med Oasch on Kobb desselwe“. Moore – Mode, fashion. Dè Läng lang heangefann – der Länge nach hingefallen, to fall lenghwise.

Robb on nobb on noff on woas oo dè Kreassdoag luus woar

Ech hadd Endesche Sabine on emm Holger geschreawwe, dess mai Omma Lina alsemo gesääd hadd: „Ech well derr èmo(l) woas robbmache“, wann sè Lirrer ausem Gesangbùch offsaa wolld, die sè auswennich konnd. On die Sabine hodd merr haut è poar Weadder geschuchd, die err dèzu eangefann sai:
robbkomme:  Voo dè Lädder robb.
nobbgieh:  Gieh mo nobb ean dè Keller on holl è ruud Woschd ausem Rächerschaangk.
roffkomme: Komm mo roff off die Lääb on hälf merr mo, die Waihnachdssache sichè on dè aale Schaangk nobb duh…
noffgie: Gieh noff on mach dai Schdobb saawer, on plaib dowe, bes ich derr ruff…
Enn Kreassdoag off Platt: en haafe Ärwedd, die Wuhnschdobb boddse, mach käi Dabbe eam Iern, viel sè gruus Beemche (obschnaire), aale Schdruhschdern, bonde Kucheln, vekozzeld Lamedda, verwuschdeld Enggelshoar, kabudd Kreassbaamschbedds, obgebraande wäise Käazze, doas missd aach è mol äis ganz mache, haud nit mieh, der hoddsè nit all om Kreassbaam, dunggel gebaggene Pläddserchen, bonde Schdräsel owedroff, è Haffel Mähl, sè wingg Kadoffenseload, gloare Schdroose, die Kirch wor rabbelvoll,  die Preering wor viel sè langg, è Gedichd offsa, enn Knobb vèlorn, sech oschdennich oduh, orch kald, Kabb vègeasse, Gesangbùch mednomme, noch enn Schduhl dèbaischdenn. Der eas ausgeredschd – hoffendlich eas naud passiert…
Das ist Endesche Sabine dazu eingefallen, dass meine Oma Lina manchmal gesagt hat: „Ich will euch was runtermachen“, bevor sie Gesangbuchlieder aufgesagt hat. Und auch ein paar Eindrücke von Weihnachten hat Sabine übermittelt. Wer sie nicht versteht, kann gern nachfragen.
Sabine from Ober-Gleen has written down words in dialect, concerning „up“ and „down“ and „christmas“. Try to understand it – or ask me about it.
Viele liebe Grüße, best wishes, alles Gurre,
Pauls Monika

Drai Zwerche, vicher Ewwerzwerche on es Mädche eam schniewäise Klädche

E bess-che zwerch sai merr joa all èmo, on doas hodd naut demed sè duh, wie kläi äis eas. Zwerche on Ewwerzwerche gedd’s ean alle Greese. On die krissde sai die, die’s nit märge.

Ein bisschen neben der Spur sind wir ja alle mal, und auch wenn das auf Oberhessisch zwerch heißt, hat es nichts damit zu tun, wie klein jemand ist. Zwerche und Ewwerzwerche gibt es in allen Größen. Und die größten sind die, die es nicht merken.

From time to time, we are all a bit confused. In Upper Hessian dialect the word for it, zwerch, sounds a bit like the word for gnom, but everyone can be zwerch, no matter how tiny a person is. And the biggest Zwerche are the ones who don’t realise it.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

È poar Woadde:

È Määdche eam schniewäise Kläädche – ein Mädchen im schneeweißen Kleidchen, the girl  in a snowwhite dress. Wu em Wender käis memm Waa dorchkimmd – wo im Winter niemand mit dem Wagen durchkommt, where noone can pass with his car in winter. Käis konnd dech err mache – niemand konnte dich irr machen, nobody could confuse you. Vichel on anner Viehzoich – Vögel und andere Tiere, birds and other animals. Schinner – schöner, more beautiful. Die Oachd eas merr dè libbsd voo alle Zoahn – die Acht ist mir die Liebste von allen Zahlen, I like the eight best.  Hodd der ins woas sè saa? – Hat der uns was zu sagen? Does he have power over us? Heèrre Maddemaddigg – höhere Mathematik, higher mathematics. Dè lessd – zuletzt, last, for the last time. Desser schuh äi gehadd hadd – dass er schon eine gehabt hatte, that he had had one already. So kammer nit gerechenn – so kann man nicht rechnen, you can’t calculate like that. Beannemoddsehaafe – Ameisenhaufen, ant heep. Goschdech – garstig/frech, impertinent. Hodd’s iaschd nit gläwe winn – hat es erst nicht glauben wollen, couldn’t believe it at first. On zohlde sou laangk bes sewwe, bes werre oachd rauskoom – und zählten so lange bis sieben, bis wieder acht herauskam, and counted as long to seven, till it was eight again. Bai ins bai – zu uns, to us. On du freegsd dech, wer mir sai? – Und du fragst dich, wer wir sind? And you wonder who we are?

Mach es Dierche off, es eas sou wääd

Haut easses iaschde Dierche offgegangge. Wer dè klinggende Adwennskallenner noch huh well, kann sech geann menn.

Heute ist das erste Türchen aufgegangen. Wer den klingenden Adventskalender noch haben will, kann sich gerne melden.

Today, the first door has been opened. Don’t hesitate to let me know you’d like to get the links to our pre-christmas calendar.

Alles Gurre, alles Gute, best wishes,

Pauls Monika

Enn klinggende Adwennskallenner

Moije, Keann, weadd’s woas gewwe, moije weadder ouch hoffendlech froiè, denn dann kimmderr, dè klinggende Adwennskallenner. All, die nit näi gesääd huh, sai eam Verdääler. On werenn huh well, soll’s äifach gèsaa.

Morgen, Kinder, wird’s was geben, morgen werdet Ihr Euch hoffentlich freuen, denn dann kommt er, der klingende Adventskalender. Alle, die nicht nein gesagt haben, sind im Verteiler. Und wer ihn haben möchte, kann es mir einfach sagen.

Tomorrow, children, you’ll get something, tomorrow, you will be enchanted, hopefully.  I send mails with links, a pre-christmas calendar. Everyone who did not say no, gets it. And who wants to have it – can just tell me.

Viele liebe Grüße, alles Gurre, best,

Pauls Monika

Wie merr baue, läwe merr

Die Weald verännerd sech, die Schdädd on die Deafer aach. Wie winn merr läwe, on wie soll doas aussäih? Doas eas è Froach, die nit nur die Baumeesder beandwoadde sellde.

Die Welt verändert sich, und die Städte und die Dörfer auch. Wie wollen wir leben, und wie soll das aussehen? Das ist eine Frage, die nicht nur die Baumeister beantworten sollten.

The world changes, and the towns and villages, as well. How do we want to live, and what shall that look like? That’s a question that should not be answered by architects alone.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

P.S.: Doas Lied kennderr schuh, doas schdidd ean emm voo insè Lirrerbicher. On die Melodie eas die voo „Mein Hut, der hat drei Ecken“.

È poar Woadde:

Die Gaans – die Gans, the goose. Huuch ènaus – hoch hinaus, high up. Gaans – ganz, totally. Baumeesder – Baumeister, constructor. Wer hadd sou woas schuh gehodd? – Wer hatte so etwas schon gehört? Who had heard anything like that before? Gruuse on kläine Viecher – große und kleine Tiere, big and small animals. Soll ech eggiche Aijer leeje? – Soll ich eckige Eier legen? Shall I lay edgy eggs? È nau Nääsd – ein neues Nest, a new nest. Nääsder – Nester, nests. Off dè Wääd schdann è Kuh – auf der Weide stand eine Kuh, a cow stand on the meadow. Woas soll doas vierschdenn? – Was soll das sein? What is that supposed to be? Hidd – Hütte, hut. Souwoas hosdè nonnit gehadd – so etwas hast du noch nicht gehabt. You ain’t had anything like that, yet. Babbegai – Papagei, parrot. Dè krissde – der größte, the biggest. Krisskeand – Christkind, Jesus as a a child. Edds – jetzt, now.

 

Zwä naue Bicher

Aach wann die Gedaangge edds wuannerschd sai: Fangderr schuh oo, Geschengge fier die Krissdoag oder Schanugga sè kääfe? Insè Veräi hodd diss Joahr zwä naue Bicher nausgebroachd, die ech ouch hieh ean zwä Schbroache vierschdenn winn. Pladd eas käi dèvoo. Äis weadd ouch baim Läse kloar: Wie wichdich Menscherächde on Friere sai. Domols wie haut.

Auch wenn die Gedanken im Moment woanders sind: Fangt ihr schon an, Weihnachts- oder Chanukkageschenke zu kaufen? Unser Geschichtsverein hat dieses Jahr zwei neue Bücher herausgebracht, die ich euch hier in zwei Sprachen vorstellen will. Oberhessische Mundart ist keine davon. Eins wird Euch beim Lesen klar: Wie wichtig Menschenrechte und Frieden sind. Damals wie heute.

Even though our minds are focussed on other topics now: Have you started buying gifts for Chrismas or Chanukkah? Our historical society has published two new books this year that I would like to present to you in two languages. The dialect of Upper Hesse excluded. One thing will be obvious to you reading these books: the importance of human rights and peace. Then and now.

Alles Gurre, alles Gute, best wishes, Shalom, Salam,

Pauls Monika

NEUERSCHEINUNGEN 2023
GESCHICHTSVEREIN LASTORIA E.V., BREMEN

1. UNSERE DOKUMENTATION DER “GESCHICHTSWERKSTATT DEUTSCHLAND AUF DER FLUCHT. EXIL IN AMSTERDAM ZUID 1933-1945”
Die deutsch-niederländische Geschichtswerkstatt “Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945” im Mai 2022 in der Villa Ichon in Bremen war eine doppelte Premiere für den Bremer Geschichtsverein Lastoria – als internationale Veranstaltung und wegen der ersten Silten-Preis-Verleihung zum Gedenken an die aus Berlin stammende Familie Silten. Unterschiedliche Formen des Gedenkens wurden  während der ganztägigen Geschichtswerkstatt präsentiert, von Stolpersteinrecherchen und der Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über Apps und  Audio-Installationen, Schulprojekte, Forschungsarbeiten und Gedenkwebseiten bis zur Übersetzung von englischsprachigen Holocaustmemoiren wie der Bücher von Gabriele Silten ins Deutsche. Die Honorare von “Zwischen zwei Welten” und “Ist der Krieg vorbei?” und dieser Dokumentation fließen in das Budget des Silten-Preises für Holocaustforschung. Ausgezeichnet worden sind 2022 in Bremen zum ersten Mal Schülerinnen, Schüler und Studierende aus Bremen, Hessen und Niedersachsen. Aus dem Live-Mitschnitt der Workshops und der Preisverleihung sind vier Podcasts geworden, die über die QR-Codes in der Dokumentation abrufbar sind. Und das internationale  Gedenkprojekt des gemeinnützigen Geschichtsvereins geht weiter.

Monika Felsing (Hg)., “Geschichtswerkstatt Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945. Das europäische Gedenkprojekt des Lastoria e.V. und der Silten-Preis 2022”, Taschenbuch, 128 Seiten, veröffentlicht bei BOD, Norderstedt, ISBN 3757808363, 10 Euro. Als E-Book erhältlich für 7,46 Euro.



2.  “BETTYS NACHBARN. BETTY’S BUREN.  NS-VERFOLGTE IM EXIL IN AMSTERDAM ZUID”

In einem Neubauviertel im Amsterdamer Süden waren Betty Baer, geborene Sondheim aus Ober-Gleen in Oberhessen, ihr aus Frankfurt am Main stammender Mann Karl und ihr in Köln geborener Sohn Alfred während der NS-Zeit im Exil. Wie die Franks aus Frankfurt am Main und Tausende anderer deutschsprachiger Flüchtlinge aus  Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Berlin, Sachsen, Thüringen, Brandenburg, aus Österreich, Breslau, Danzig, Prag oder anderen Städten. Tür an Tür wohnten die Verfolgten des Nazi-Regimes in den Mietshäusern der Rivierenbuurt und der angrenzenden Viertel. Bis zum Einmarsch der Wehrmacht 1940 waren sie einigermaßen sicher in ihrem Exil. Und hatten so etwas wie einen Alltag. Die Flüchtlinge begegneten einander auf dem  Merwedeplein, in Läden und Cafés, bei der Arbeit, wenn sie denn eine fanden, oder beim Jüdischen Rat. Die Gläubigen unter ihnen gingen in die Synagoge oder in die Kirche, die Kinder in den Kindergarten oder in der Schule. Wer verhaftet wurde, kam in die Hollandsche Schouwburg und wurde über das Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz, Sobibor oder Theresienstadt deportiert.  Wer waren Bettys Nachbarinnen und Nachbarn, woher kamen sie, was ist aus ihnen geworden? In einigen Hundert biografischen Skizzen, aufgeteilt nach Bundesländern und Regionen, entsteht eine vage Vorstellung von dieser zusammengewürfelten, unfreiwilligen Schicksalsgemeinschaft. Auf der Basis von Daten, wie sie auf Joods Monument, Geni.com, Dokin, My Heritage, Stolpersteinseiten, Alemannia Judaica und anderen Websites veröffentlicht worden sind, hat die Autorin die Spuren auch von Verwandten nachgezeichnet, die nicht im niederländischen Exil waren, von Ermordeten wie von Überlebenden. “Bettys Nachbarn. Betty’s buren” würdigt insbesondere die umfangreichen Recherchen, die von Ehrenamtlichen geleistet werden, und ist ein weiterer Beitrag des Bremer Geschichtsvereins Lastoria zum Austausch und gemeinsamen Gedenken. Jedes einzelne Schicksal, das dokumentiert wird, macht einen Unterschied.

Monika Felsing, Lastoria e.V., “Bettys Nachbarn. Betty’s buren. NS-Verfolgte im Exil in Amsterdam Zuid”, Taschenbuch, 464 Seiten, veröffentlicht bei BOD, Norderstedt, ISBN ‎ 3757824849, 20 Euro. Als E-Book erhältlich für 14,99 Euro.

NIEUWE RELEASES 2023 LASTORIA E.V., BREMEN

1. ONZE DOCUMENTATIE VAN DE „GESCHIEDENISWERKPLAATS DUITSLAND OP DE VLUCHT. BALLINGSCHAP IN AMSTERDAM ZUID 1933-1945“

De Duits-Nederlandse geschiedenisworkshop „Duitsland op de vlucht. Ballingschap in Amsterdam Zuid 1933-1945“ in mei 2022 in de Villa Ichon in Bremen was een dubbele première voor de Bremer Historische Vereniging Lastoria – als internationaal evenement en vanwege de eerste uitreiking van de Siltenprijs ter nagedachtenis aan de familie Silten uit Berlijn. Tijdens de geschiedenisworkshop die een hele dag duurde, werden verschillende vormen van herdenken gepresenteerd, van struikelsteenonderzoek en werken met hedendaagse getuigen tot apps en audio-installaties, schoolprojecten, onderzoekswerk en herdenkingswebsites tot de vertaling van Engelstalige Holocaust-memoires zoals de boeken van Gabriele Silten („Between Two Worlds“ and „Is the War Over?“)  in het Duits.

De royalty’s van de twee boeken „Zwischen zwei Welten“ en „Ist der Krieg vorbei?“ en deze documentaire gaan naar het budget van de Silten Prize for Holocaust Research. In 2022 vielen in Bremen voor het eerst scholieren en studenten uit Bremen, Hessen en Nedersaksen in de prijzen. De live-opname van de workshops en de prijsuitreiking heeft geresulteerd in vier podcasts, die toegankelijk zijn via de QR-codes in de documentatie. En het internationale herdenkingsproject van de non-profit historische vereniging gaat door.

Monika Felsing (red.), „Geschiedenisworkshop Duitsland op de vlucht. Ballingschap in Amsterdam Zuid 1933-1945. Het Europese herdenkingsproject van Lastoria e.V. en de Siltenprijs 2022“, paperback, 128 pagina’s, uitgegeven door BOD, Norderstedt, ISBN 3757808363, 10 euro. Verkrijgbaar als e-book voor 7,46 euro.


2. „BETTY’S NACHBARN. BETTY’S BUREN. NS-VERFOLGTE IM EXIL IN AMSTERDAM ZUID“

Betty Baer, geboren Sondheim uit Ober-Gleen in Opper-Hessen, haar man Karl, geboren in Frankfurt am Main, en hun zoon Alfred, geboren in Keulen, waren tijdens de nazitijd in ballingschap in een nieuwbouwwijk in Amsterdam-Zuid. Zoals de familie Frank uit Frankfurt en duizenden andere Duitstalige vluchtelingen uit Bremen, Hamburg, Nedersaksen, Noordrijn-Westfalen, Rijnland-Palts, Beieren, Hessen, Berlijn, Saksen, Thüringen, Brandenburg, Oostenrijk, Wroclaw, Gdansk, Praag of andere steden. De slachtoffers van het naziregime woonden naast elkaar in de huurwoningen in de Rivierenbuurt en de aangrenzende wijken. Tot de inval van de Wehrmacht in 1940 waren ze redelijk veilig in ballingschap.

En er was zoiets als een alledaags leven. De vluchtelingen ontmoetten elkaar op de Merwedeplein, in winkels en cafés, op het werk, als ze dat konden vinden, bij de Joodse Raad, de gelovigen onder hen gingen naar de synagoge of kerk, de kinderen naar school. Wie gearresteerd werd, werd naar de Hollandsche Schouwburg gestuurd en via doorgangskamp Westerbork naar Auschwitz, Sobibor of Theresienstadt gedeporteerd. Wie waren Betty’s buren, waar kwamen ze vandaan, wat is er met hen gebeurd? In biografische schetsen, ingedeld naar deelstaten en regio’s von herkomst, ontstaat een schetsmatig idee van deze onvrijwillige lotsgemeenschap die toevallig was ontstaan.

Aan de hand van gegevens gepubliceerd op Joods Monument, Geni.com, Dokin, My Heritage, Stolperstein-websites, Alemannia Judaica en andere websites, heeft de auteur, die als vrijwilliger meewerkt aan Lastoria-projecten, ook de sporen opgespoord van nabestaanden die niet in ballingschap in Nederland waren, van zowel vermoorde mensen als van overlevenden. „Bettys Nachbarn. Betty’s buren“ is een bijzonder eerbetoon aan het uitgebreide onderzoek dat door vrijwilligers is uitgevoerd en is een verdere bijdrage van de Bremer Historical Society Lastoria aan de uitwisseling en gezamenlijke herdenking. Elk lot dat gedocumenteerd is, maakt een verschil.

Monika Felsing, Lastoria e.V., „Bettys Nachbarn. Betty’s buren. NS-Verfolgte im Exil in Amsterdam Zuid“, paperback, 464 pagina’s, uitgegeven door BOD, Norderstedt, ISBN 3757824849, 20 euro. Verkrijgbaar als e-book voor 14,99 euro.

NEW RELEASES
LASTORIA E.V., BREMEN

1. OUR DOCUMENTATION OF THE „HISTORY WORKSHOP GERMANY ON THE RUN. EXILE IN AMSTERDAM ZUID 1933-1945“:
“GESCHICHTSWERKSTATT DEUTSCHLAND AUF DER FLUCHT. EXIL IN AMSTERDAM ZUID 1933-1945”.

The German-Dutch history workshop „Germany on the run. Exile in Amsterdam Zuid 1933-1945“ in May 2022 at the Villa Ichon in Bremen was a double premiere for the Bremen Historical Society Lastoria – as an international event and because of the first Silten Prize ceremony in memory of the Silten family from Berlin. Different forms of commemoration were presented during the all-day history workshop, from stumbling stone research and work with contemporary witnesses to apps and audio installations, school projects, research work and memorial websites to the translation of Holocaust memoirs in English into German such as the books by Gabriele Silten, „Between Two Worlds“ and „Is the War Over?“.

The royalties of the two books „Zwischen zwei Welten“ and „Ist der Krieg vorbei?“ and of this documentary go into the budget of the Silten Prize for Holocaust Research. In 2022, pupils and students from Bremen, Hesse and Lower Saxony were awarded in Bremen for the first time. The live recording of the workshops and the award ceremony has been cut and turned in four podcasts, which can be accessed via the QR codes in the documentation. And the international commemorative project of the non-profit historical society continues.

Monika Felsing (Hg)., “Geschichtswerkstatt Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945. Das europäische Gedenkprojekt des Lastoria e.V. und der Silten-Preis 2022”, Taschenbuch, 128 Seiten, veröffentlicht bei BOD, Norderstedt, ISBN 3757808363, 10 Euro. Als E-Book erhältlich für 7,46 Euro.

(Monika Felsing (ed)., „History Workshop Germany on the Run. Exile in Amsterdam Zuid 1933-1945. The European Memorial Project of Lastoria e.V. and the Silten Prize 2022“, paperback, 128 pages, published by BOD, Norderstedt, ISBN 3757808363, 10 euros. Available as an e-book for 7.46 euros.)

2. “BETTYS NACHBARN. BETTY’S BUREN. NS-VERFOLGTE IM EXIL IN AMSTERDAM ZUID”. („BETTY’S NEIGHBORS. BETTY’S BUREN. NAZI VICTIMS IN EXILE IN AMSTERDAM ZUID“)

Betty Baer, née Sondheim from Ober-Gleen in Upper Hesse, her husband Karl, who was born in Frankfurt am Main, and their son Alfred, who was born in Cologne, were in exile during the Nazi era in a new housing estate in the south of Amsterdam. Like the Frank family from Frankfurt and thousands of other German-speaking refugees from Bremen, Hamburg, Lower Saxony, North Rhine-Westphalia, Rhineland-Palatinate, Bavaria, Hesse, Berlin, Saxony, Thuringia, Brandenburg, Austria, Wroclaw, Gdansk, Prague or other cities. The victims of the Nazi regime lived next door to each other in the tenements of the Rivierenbuurt and the adjacent districts. Until the invasion of the Wehrmacht in 1940, they were reasonably safe in their exile.

And they had something like an everyday life. The refugees met each other on the Merwedeplein, in shops and cafés, at work, if they found a job, at the Jewish Council, the believers among them went to the synagogue or church, the children to kindergarten or school. Those who were arrested were sent to the Hollandsche Schouwburg and deported via transit camp Westerbork to Auschwitz, Sobibor or Theresienstadt. The book zooms in on Betty and her neighbors, where did they come from, what happened to them? In hundreds of biographical sketches, divided into federal states and regions of origin, a sketchy idea emerges of this involuntary community of fate.

On the basis of data published on Joods Monument, Geni.com, Dokin, My Heritage, Stolpersteinseiten, Alemannia Judaica and other websites, the author, a journalist and historian, has also traced the traces of relatives who were not in exile in the Netherlands, of murdered people as well as of survivors. „Betty’s neighbors. Betty’s buren“ pays particular tribute to the extensive research carried out by volunteers and is a further contribution of the Bremen Historical Society Lastoria to the exchange of research results and to joint commemoration. Every single fate that is documented makes a difference.

Monika Felsing, Lastoria e.V., “Bettys Nachbarn. Betty’s buren. NS-Verfolgte im Exil in Amsterdam Zuid”, Taschenbuch, 464 Seiten, veröffentlicht bei BOD, Norderstedt, ISBN ‎ 3757824849, 20 Euro. Als E-Book erhältlich für 14,99 Euro.

Monika Felsing, Lastoria e.V., „Betty’s Neighbors. Betty’s buren. Nazi Persecuted in Exile in Amsterdam Zuid“, paperback, 464 pages, published by BOD, Norderstedt, ISBN 3757824849, 20 euros. Available as an e-book for 14.99 euros.

824849, 20 euros. Available as an e-book for 14.99 euros.