Es Dswiddscherche

Wie ech doas Märche hieh geschreawwe huh, woar è U noch die määsd Zaid è U on è X è X on enn kläine ploè Vochel enn kläine ploè Vochel. Aach wann ech nie bai Dwidder ogemeld woar, kann ech nur saa: Doa hodd enner enn Vochel. Doas musk nit sai!

Als ich dieses Märchen hier geschrieben habe, war ein U noch die meiste Zeit ein U und ein X ein X und ein kleiner blauer Vogel ein kleiner blauer Vogel. Auch wenn ich nie bei Twitter angemeldet war, kann ich nur sagen: Da hat einer einen Vogel. Das musk nicht sein!

When I wrote this faire tale here, a U was still a U, at least most of the time, and an X an X and a little bluebird a little bluebird. I have never been registered at Twitter, and now I’d say, anyway: That muskn’t be!

È poar Woadde:

Schùsder – Schuster, shoemaker. Schnairern – Schneiderin, female tailor. Geschnerre – geschnitten, cut. Die Hoarn schieh gemoacht – die Haare schön gemacht, styled the hair. Klääd – Kleid, dress. Klärer – Kleider, dresses. Dabbezierer – Tapezierer, interior designer. Ihrn – Flur, corridor. Scholde bes ennersch Dach – Schulden bis unters Dach, a lot of debts. Wuhier hosdèdè doas – Woher hast du das denn? Where did you hear that? Doas geang joa käis woas oo – das ging ja niemanden etwas an, that was nobody’s business. Doas hodd merr è kläi Vichelche gedswiddscherd – das hat mir ein kleines Vögelchen gezwitschert, a little bird has twittert me that. Soldoare – Soldaten, soldiers. Gehääse – geheißen (im Sinne von genannt), called.

 

Die Lons on ihrn Schelm

Friejer huh die Loid schbeerer gefraid – wann se nit genungk Geald harre. Oarme Loid mussde dè Gemainderoad freeche, wann se Hochzedd haan wollde. E poar harre dann schuh Keann. Doas gobb’s eam 19. Joahrhonnerd effdesch. Aach ean menner Familje.

Früher haben die Leute später geheiratet – wenn sie nicht genug Geld hatten. Arme Leute mussten den Gemeinderat fragen, wenn sie Hochzeit halten wollten. Ein paar hatten dann schon Kinder. Das gab’s im 19. Jahrhundert öfter. Auch in meiner Familie.

In former times people married later than today – if they hadn’t got enough money. Poor people had to ask the council, if they wanted to have a wedding. Some of them had children, already, then. That was quite common in 19th Century. In my family, as well.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Lons – Schlampe, slut. Schelm – Schelm, in früherer Zeit ein Schimpfwort, weil ein Schelm unehrlich war, a word indicating that someone was not honest. Fraie – freien, heiraten, marry. Hoop – Hof, farm. Heep – Höfe, farms. Ausschdoier – Aussteuer, dowry. Hochzedd haan – Hochzeit halten, celebrate a marriage. Oniehrlech – unehrlich (auch abfällig für uneheliche Kinder), not honest. Doochderr – dachte er, he thought. Im nooch Road se gieh – um sich Rat zu holen (wörtlich: um nach Rat zu gehen), to go to get an advice. Kraisroad – Kreisrat, an official. Schdroof zoahn – Strafe zahlen, to pay a fine. Säd merr nit – sagt man nicht, one doesn’t say so. Leass mech nur mache – lass mich nur machen, let me do that. Asbach – asbach, uralt, very old. Ech wissd derr woas – ich wüsste dir was, I have a suggestion for you. Wie giddersch dann? – Wie geht es dir denn? How are you? Die Keann schliffe schuh – die Kinder schliefen schon, the kids were already asleep. Wann ouch es Loidgeschwädds om Oarsch vierbai gidd – wenn euch das Gerede der Leute am Arsch vorbei geht, if you don’t care at all about gossip. Hänndicher – Handtücher, towels. Schnobbdicher – Schnupftücher, Taschentücher, handkerchieves. Debbe – Töpfe, pots. E Debbche fier die Noachd – Nachttopf, chamber pot. Gruus genungk fier sewwe Gesäich – groß genug für sieben Mal Pinkeln, big enough to piss into it seven times. Es eas käi Geald doa – es ist kein Geld da, there is no money. Bonnessenn – Brennnesseln, stinging nettles.

 

 

 

Es oarme Keand

Die Geschichd eas käi Märche. Wu eas Elsa Eislöffel verschwonne, è Mädche, doas enn lohme Oarm hadd on nit hirrn konnd? On woas eas „normal“?  Schwadse merr drewwer.

Diese Geschichte ist kein Märchen. Wo ist Elsa Eislöffel verschwunden, ein Mädchen, das einen gelähmten Arm hatte und nicht hören konnte? Und was ist „normal“? Sprechen wir darüber.

This story is no fairy tale. Where did Elsa Eislöffel vanish, a girl who had a paralized arm and who was deaf? And what is „normal“? Let’s talk about it.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

E poar Woadde:

Es oarme Keand – das arme Kind, the poor child. Laafe – laufen, go. Draurechkääd – Traurigkeit, sadness. Doas hiss merr – das nannte man, that’s what it was called. Schwaddse – sprechen, talk. Med Hänn on Fiss – mit Händen und Füßen, with hands and feet (nonverbal). Biese Bligge – böse Blicke, mean glance. Gemeend – gemeint, meant. Medlääd – Mitleid, pity.  Wann die Bosse è Loch huh – wenn der Spaß ein Ende hat, when it’s no longer funny. Wann es Medlääd è Loch hodd – wenn das Mitleid ein Loch hat, when there’s no pity any more. Woas Bessesch – etwas Besseres, something better.

Elsa Eislöffel:

Elsa Eislöffel im Februar 1934. Aus dem Archiv der Nieder-Ramstädter Diakonie.

Die Elsa Eislöffel, es Engglche voo emm Gliesboirel,  eas eam Alder voo 16 Joahrn 1941 ean Hadamar ermoadd worrn. Ihr Geschichd huh ech eannem Kabbiddel voo insemm Bùch „Himmel un Höll“ verzohlt. Dè Matthias Eislöffel hadd rausgefoanne, woas merrer bassierd woar. Ean Nieder-Ramstadt soll è Schdroos noch err benaand werrn, offem Schdegg Laand, doas dè Diakonie gehirrd.

Elsa Eislöffel, das Enkelkind eines Ober-Gleeners, ist im Alter von 16 Jahren 1941 in Hadamar ermordet worden. Ihre Geschichte habe ich in einem Kapitel unseres Buches „Himmel un Höll“ erzählt, auf der Grundlage der Recherchen von Matthias Eislöffel. In Nieder-Ramstadt soll  eine Straße nach ihr benannt werden, auf dem Gelände der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie.

Elsa Eislöffel, grandchild of a man from Ober-Gleen, has been murdered in Hadamar at the age of 16 in 1941. I have written about her in a chapter of our book „Himmel un Höll“, based on research of Matthias Eislöffel. In Nieder-Ramstadt,  a street will be  named after her, on the grounds of the Foundation Nieder-Ramstädter Diakonie.

Allerläinau

Wer hodd doas nit gehoadd: Duh derr woas oo! Wann’s nit woarm genungk eas, mussde dech schie woarm ooduh. Die Ommas huh offgebassd. On die naumooresche ploè Hose, die huh fier Offreechung gesorchd. Dè Resd eas erfonne.

Wer hat das nicht gehört: Zieh dir was an! Wenn es nicht  warm genug ist, musst du dich schön warm anziehen. Die Omas haben aufgepasst. Und die neumodischen blauen Hosen, die haben für Aufregung gesorgt. Der Rest ist erfunden.

Who hasn’t heard that phrase: Take your coat, a warm sweater whatever! As long as it isn’t warm enough, you have to wear warm clothes. The grandmas took care of it. And the hip blue jeans have been a scandal. The rest is fiction.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Allerläi – allerlei, a lot of things. Nau – neu, new. Du hosd naut oo dè Bäi – du hast nichts an den Beinen, your legs are bare. Äarm – Arme, arms. Kobb – Kopf, head. Hänn – Hände, hands. Fiss – Füße, feet. Hochzedd haan, fraie – Hochzeit halten, marry. Schaffe – schaffen, arbeiten, work. Dè krissde Hoop – der größte Hof, the biggest farm. Ech huh naut ooseduh – ich hab nichts anzuziehen, I have nothing to wear. Plo – blau, blue. Hos – Hose, trousers. Hemb – Hemd, shirt. Dùch – Tuch, scarf. Genungk – genug, enough. È selwer Nautche, è golden Niggs-che on è lier Schboarbeggs-che – ein silbernes Nichts-chen, ein goldenes Nichts-chen und ein leeres Sparbüchs-chen, also gar nichts, nothing at all. Heangugger – Hingucker, handsome guy. Eenzenn – einzeln, one by one. Schnoiwech (so hieß es in unserer Familie, die aus Alsfeld und Ober-Gleen stammt, im Ober-Gleener Dialekt heißt es korrekterweise: schnäibech) – wählerisch beim Essen, picky. Schbiejel/Schbichel – Spiegel, mirror. Frandanschenn – zottelige Haare, fuzzy hair. Hoarn – Haare, hair. Duh derr woas oo die Bäi – zieh dir was über die Beine (Kleidung), dress your legs. Gefann haddsemm – gefallen hat sie ihm, he fancied her. Daans – Tanz, ball. Kääfe – kaufen, buy. Wu sè schnairenn liss – wo sie schneidern ließ, where she had her dresses made. Dois eas kaald – draußen ist es kalt, it’s cold outside. Kenn schlächde Kealle – kein schlechter Mensch, no bad guy. Mir duh ins woas oo – wir ziehen uns was an, we dress. Ech duh merr woas oo – ich ziehe mir was an, I dress. Du dussderr woas oo, dessderr schie woarm weadd – du ziehst dir was an, damit dir schön warm wird, you dress, to stay warm.