Fier Elfriede

Für Elfriede (1925-2024)

Im Sturm die Ruhe

im Schmerz die Stille,

im Leben die Fülle,

im Wind eine Sonne,

im Regen ein Bogen,

im Dunkel ein Licht.

Ein Name, ein Omen,

ein Lächeln, ein Blick:

A Mensch zu sein –

braucht Mut und birgt Glück.

—————————————–Mir sai fruh, dess merrsche gekaand huh. On daangkboar, desses Mensche gedd off dere Weald, die es Heazz om rächde Flegg huh on hannen, wann annern nur oo sech dengge.

Wir sind froh, dass wir sie gekannt haben. Und dankbar, dass es Menschen gibt auf dieser Welt, die das Herz am rechten Fleck haben und handeln, wenn andere nur an sich denken.

We are happy to have known her and grateful that there are human beings on this planet who have a big heart and act when others are selfish.

Dangge. Danke. Thank you so much.

 

VHerSe zèm VHS-Geboaddsdoag: E Dschällensch!

Dè Sonnowed (29. Juni) faierd die VHS Vochelsberch ihrn foffzechsde Geboaddsdoag nooch. On es gedd nit nur mai Märche voo enner, die sech fiachde deed, desses Weasse ausgieh kennd, off Doidsch on Pladd hieh eam Blog sè hirrn- on eam Bùchhannel sè kääfe. Näi, es gedd aach è Gedichd, è kläi Schdändche! Doas gidd è bes-che sou wie dè Oofangk voo em Lied, doas enner gesungge hodd, der èmo med saim Dschiep bai dè Wullercher vèbai gefoahrn eas: wie „Falling in Love With You“ voom Elvis. Doas woar noch, bevier die VHS gegrind eas woarn.

Wer mächd noch è poar Verse off die VHS? Ob off Doidsch, Pladd oder Englisch: Fier jeeren Vers, den ech geschùchd krie oder der hieh ean die Kommendare geschreawwe weadd, schräib ech enn naue. Doas eas die – naudoidsch – Dschällensch. Wann sech’s nit raime dudd – aach gudd!

Diesen Samstag, 29. Juni, feiert die VHS Vogelsberg ihren fünfzigsten Geburtstag nach. Und es gibt nicht nur mein Märchen von einer, die sich fürchtete, dass das Wissen ausgehen könnte, im Dialekt und auf Hochdeutsch hier im Blog zu hören – und  im Buchhandel zu kaufen. Nein, es gibt auch ein Gedicht und ein kleines Ständchen. Das geht ein klein bisschen so wie der Anfang eines Liedes, das einer gesungen hat, der mal mit seinem Jeep durch Heimertshausen gefahren ist: wie „Falling in Love With You“ von Elvis. Das war noch, bevor die VHS gegründet worden ist. Wer schreibt noch ein paar Verse auf die VHS? Ob auf Deutsch, im Dialekt oder auf Englisch: Für jeden Vers, den ich geschickt bekomme oder der hier ins Kommentarfeld geschrieben wird, schreibe ich einen neuen. Das ist die – neudeutsche – Challenge. Wenn sich’s nicht reimt – auch gut!

On Saturday, June 29, the VHS Vogelsberg is celebrating its 50th anniversary. And here, in this blog, you can listen to my fairy tale about the one who was afraid that there wasn’t enough knowledge in this world. But there is also a little song. It is inspired a little bit by the beginning of a song that was sung by someone who had once driven his jeep through Heimertshausen: „Falling in Love With You“ by Elvis. This was before the VHS was founded. Who adds some lyrics in German, dialect or English? For each lines send to me or put into the comments, I will write another stanza. That’s the challenge. If it doesn’t rhyme – so what!

Happy birthday, VHS VB! Alles Gurre zum Geboaddsdoag, VHS VB!

Alles Gute zum Geburtstag, VHS VB!

Pauls Monika

 

On sou gidd doas Lied:

 

Glääb doch nit, du kreegsd naut mieh med…

Woas ech nit wääs, leann ech bai dè VHS!

Doidsch eas schwier, on dè Kobb voll lier…

Doch kimmd’s zèm Test, märgsde iaschd, woas dè all wääsd!

Eam Vochelsberch mächd dech kenner kwerch…

On säisdes mo, dann meld dech zèm Yoga oo!

Schwadds mo fremd, on shirt häsd Hemb…

Versich’s èmo. Pladd schwaddsdè joa souwieso!

Glääb doch nit, du kreegsd naut mieh med…

Woas ech nit wääs, leann ech bai dè VHS!


Das war das Ständchen, als Gedicht gesprochen, instrumental umrahmt mit etwas Melodie, gespielt auf meiner neuen Walnuss-Sopran-Ukulele aus Kitzingen. Und hier kommt die wörtliche hochdeutsche Übersetzung, die sich naddierlech nicht reimt:

Glaub doch nicht, du bekämst nichts mehr mit…

Was ich nicht weiß, lern ich bei der VHS!

Im Vogelsberg bringt dich niemand durcheinander…

Und bist du’s mal, dann meld dich mal zum Yoga an!

Deutsch ist schwer, und der Kopf voll leer…

Doch kommt’s zum Test, merkst du erst, was du alles weißt!

Sprich doch mal fremd. Und shirt heißt Hemd…

Versuch’s einmal. Mundart sprichst du ja sowieso!

Glaub doch nicht, du bekämst nichts mehr mit…

Was ich nicht weiß, lern ich bei der VHS!

On edds said ihr droo. Und jetzt seid Ihr dran. Your turn.

VHerSE!

 

Die zwellef Elfe on die Schwoaddswoaddsel

Woas mächd merr, wann merr enn  dalendierde Mussigger zèm Noochberr hodd? È Märche, ean dem Mussigkinsdrumende vierkomme, awwer aanoch Yoga, wailer aach Yoga mächd. On feaddech eas die Geschichd voo dè zwellef Elfe on dè Schwoaddswoaddsel – oder doch ächendlech iaschd, wann heh è bess-che Mussigk dèbai gedoh hodd. Woadde merrsch ob!

Was macht man, wenn man einen talentierten Musiker als Nachbarn hat? Ein Märchen, in dem Musikinstrumente vorkommen, aber auch Yoga, weil er auch noch Yoga macht. Und fertig ist die Geschichte von den zwölf Elfen und der Schwarzwurzel – oder doch eigentlich erst, sobald er ein bisschen Musik beigesteuert hat. Warten wir’s ab!

What do you do if you’ve got a neighbour who’s a talented musician? A fairy tale with musical instruments, but also with yoga, as he is also practising that. And  the story about the twelve little elves and the salsify is ready- or, let’s say, it will be as soon as he has added a bit of music. Let’s wait for it!

È poar Woadde:

Soldoare – Soldaten, soldiers. Härresenn eans Loch geschdobbd – hätten sie ihn ins Loch geworfen, they would have put him in jail. Kaande – kannten, knew. Verschdeggen – verstecken, hide. Vichel – Vögel, birds. Heh sassd sich – er setzte sich, he sat down. Fleed – Flöte, flute. Geschonn – gescholten, scold.   Iewe – üben, train. Baam – Baum, tree. Fuchdich – wütend, angry. Simmelieren – nachdenken, think. Donggel – dunkel, dark. Äi Bäi – ein Bein, one leg. Nerschel – Kopf, head. Nit waggenn – nicht wackeln, don’t wobble. Teen – Töne, tunes. Enn schebbe Ton winn merr derr nochsäih – einen schiefen Ton wollen wir dir nachsehen, we will forgive you one wrong tune. Oo err siche – sie suchen (wörtlich: an ihr suchen), look for her. Wie merr doas Deangk haan dudd – wie man das Ding hält, how to hold this thing. Boarwess – barfuss, with bare feet. Keadds – Kerze, candle. Kadds – Katze, cat. On deed die Sonn griese – und grüßte die Sonne, and did greet the sun. Oadme nit vègäasse – Atmen nicht vergessen, don’t forget to breathe.

Eam Sonnelaand

Vier Joahrzehnde hodd merr Keann noch elläi ean Kur geschùchd. Haut gedd’s Bicher drewwer. Ech huh è Lied geschreawwe – ewwersch Sonnelaand. „Zum sonnigen Landl“ hiss das Haus eam Allgoi, wu ech woar, on annern vier on nooch merr. Ech woar oachd. On seggs Woche worrn laangk uhne Dellefoon on Bèsuch voo deheem. Maggelech sai ech doa aanit worrn, sonnern huh obgenomme, aach wann sè ins gemäsd huh. Heemwieh hodd ins offgefräasse. Eam Sonnelaand.

Vor Jahrzehnten hat man Kinder noch allein in Kur geschickt. Heute gibt es Bücher darüber. Ich habe ein Lied geschrieben – übers Sonnenland. „Zum sonnigen Landl“ hieß das Haus im Allgäu, wo ich war, und andere vor und nach mir. Ich war acht. Und sechs Wochen waren lang ohne Telefon und Besuch von daheim. Fett bin ich da auch nicht geworden, sondern habe abgenommen, obwohl sie uns gemästet haben. Heimweh hat uns aufgefressen. Im Sonnenland.

In the Seventies, kids have been sent into rehab centers. Today you can read books about that. I have written a song about the land of the sun. „Zum sonnigen Landl“ was the name of the house in Bavaria I had been in, and others before and after me. I have been eight. And six weeks have been long without phone and visitors from home. I did not become fat, but lost weight, though they fed us and fed us and fed us. Homesickness has eaten us up. In the land of the sun.

Best wishes, alles Gute, alles Gurre,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Keannsammler – Kindersammler, those who collected children. Ewwer Laand – über Land, throughout the country. Gedd ins auer Keann – gebt uns eure Kinder, give us your children. Bai ins huhsès gudd – bei uns haven sie es gut, they will be treated well by us. Alles imsosd! – Alles umsonst! For free! Doas zoahld die Kass – das zahlt die Krankenkasse, the health insurance will cover that. Barriern – parieren, obey. Daande – Tanten, aunts. Asseses nit – aßen sie es nicht, if they did not eat it. Riehrn – rühren, move. Maggelech – dick, fat. Oo dè Keann selwer loggenn naut – an den Kindern selbst lag ihnen nichts, they did not care about the children. Wie gidd’s ouch dann? Wie geht es euch denn? How are you? Foaddlaafe – weglaufen, run away. Hobbch – Habicht, big bird.  Die Keann huh sech gefiachd – die Kinder haben sich gefürchtet, the children were scared. Dè Board deerenn zerrenn wie è Lämmerschwänns-che – das Kinn zitterte (ihnen) wie ein Lämmerschwänzchen. Nit gelaire – nicht leiden, didn’t like. Schwoaddse Schdeann – schwarze Sterne, black stars. Damme – Daumen, thumbs. Dai Ellern weaschde goar nit mieh kenn – deine Eltern wirst du gar nicht mehr (er)kennen, you will not recognize your parents. Dess du nur werre doa säisd – dass du nur wieder da bist, that you are back.

Das Lied ist ein Original, hier der Text im Dialekt:

Eam Sonnelaand

Eam Sonnelaand, doa woarn merr Keann.

Eans Sonnelaand, doa mussde hean,

zèm Mäsde, zèm Maggelechwerrn.

Eam Sonnelaand sogg merr doas geann.

Eam Sonnelaand woar ech elläi.

Eam Sonnelaand, on noch sou kläi.

Eam Sonnelaand gobb’s schwoaddse Schdenn,

eam Sonnelaand hadd dech käis geann.

Es Sonnelaand woar sou wääd foadd,

es Sonnelaand woar goar kenn Oadd.

Es Sonnelaand, doas gedd’s nit mieh.

Eam Sonnelaand, doa woar’s nit schieh.

 

Dè Heggdigger

Alsèmo muss merr sech Zaid nomme, wann  merr ächendlech käi hadd. Dè Suse Oddo eas nit äifach wärer gefoahrn, sonnern hodd alsèmo dè Bulldogg ausgemoachd, wann emm äis eam Doaf ewwern Wäg gelaafe eas, on hodd è poar Minude geschwassd. Doa hodd sech dè Bilsegässesch Bernd droo erinnerd, wie merr Offnoahme gemoachd huh. Enn schiene Zuuch, meend heh.

Manchmal musst du dir Zeit nehmen, wenn du eigentlich keine hast. Otto Kirchner ist nicht einfach weitergefahren, sondern hat manchmal den Trecker abgestellt, wenn ihm jemand im Dorf über den Weg gelaufen ist, und hat sich ein paar Minuten unterhalten. Daran hat sich Bernd Schneider erinnert, als wir Aufnahmen gemacht haben. Ein schöner Zug, fand er.

Sometimes, you have to take your time when you have no time, really. There was a man in Ober-Gleen who did not just drive by if he met someone in the village, but stopped his tractor to chat for some minutes. One of our timewitnesses talked about this when we made audios. He had appreciated this attitude very much.

Alles Gurre, alles Gute, all the best,

Pauls Monika

P.S.: In das Märchen habe ich eine Strophe aus dem Lied über den brennenden Heuwagen eingefügt, das Endesche Kall gewidmet war, dem Schwager von Suse Oddo. Er hatte es einmal sehr eilig, mit der Ernte vorm Gewitter nach Hause zu kommen. Beinahe etwas zu eilig… Aber das ist eine andere Geschichte.

È poar Woadde:

Heggdigger – Hektiker, someone who is always in a hurry. Leassenn voo Loisel gewäse sai – lass ihn aus Leusel gewesen sein, let him have been from Leusel near Alsfeld. Auer – Uhr, clock. Med dè Aache ronn – mit den Augen rollen, to roll the eyeballs. Oogehaan – angehalten, made him stop. E Gesichd gemoachd wie sewwe Doag Räjewerrer – ein Gesicht gemacht wie sieben Tage Regenwetter, he made a face like seven rainy days. Aacheblegg – Augenblick, moment. Schwoare – Schatten, shadow. Oder wu sè sosd hier woar – oder wo sie sonst her war, whereever she was from. Woas mächsd du dann schuh hieh – was machst du denn schon hier, how come you’re here already. Doas woar schuh laangk hier – das war schon lange her, it’s been a long time. Mir misse heem – wir müssen heim, we have to go home. Ech komm nooch – ich komm nach, I will follow. Frieh genungk – früh genug, early enough. Gisse – Gießen. Geschuchd – geschickt, send. Auf, mir winn foadd – auf, wir wollen weg, let’s go! Hannoversch-Minne – Hannoversch-Münden. Reff – Reff (eine Art Rechen, der an die Sense gehört – und beim Heumachen nicht gebraucht wird). Duh derr langsam – mach langsam, slow down. Sinnich – vernünftig, ruhig, carefully.