Edds foahrn merr… Ewwersee! Aus dè Nuud naus nooch Amerigga

New York eam schbeere 19. Joahrhonnerd.

Haud gedd’s woas sè faiern on schdadds emm Märche è gudd Schdonn woahre Geschichde fier die Uhrn. Mir huh hieh ean Breme oo memm Kechedesch geseasse on huh geläse on geläse on on geläse on  offgenomme, on ech huh die Offnohme geschnerre on sesomme geriehrd, desser woas sè hirrn kridd: „Edds foahrn merr… Ewwersee!“ Dääl 1: „Aus dè Nuud naus nooch Amerigga. Hessische Laandesflichdiche eam 19. und 20. Joahrhonnerd“. On è kläi bess-che woas ausem Märche eas aach drean, on Mussigk on è bess-che Owengliejer Pladd. Auer Geschichdsveräi Lastoria, Bremen, dudd dèzu eanloare! Seggs Dääl komme nooch on nooch eans Nedds, jeed Monat enner. On baal gedd’s doas aach off Englisch.

Heute gibt es etwas zu feiern und anstelle eines Märchens eine gute Stunde lang wahre Geschichte(n) für die Ohren. Wir haben hier in Bremen über Monate immer wieder an meinem Küchentisch gesessen, viele Leute haben Texte gelesen, wir haben es aufgenommen, und ich habe die Aufnahmen geschnitten und montiert, damit ihr etwas zu hören bekommt: „Jetzt fahrn wir…Übersee!“ Teil 1: „Aus der Not heraus nach Amerika. Hessische Landesflüchtige im 19. und 20. Jahrhundert“. Und  ein kleines Stück aus einem Märchen ist enthalten, aber auch Musik und ein wenig oberhessischer Dialekt. Unser Geschichtsverein Lastoria, Bremen, lädt dazu ein! Sechs Teile gehen nach und nach online, jeden Monat einer. An der englischen Ausgabe wird noch gearbeitet.

We have a reason to celebrate today! Instead of a fairy tale, there is history, something authentic to listen to that will last about an hour. For months, we sat here again and again at my kitchentable and recorded what was read, and I have cut and combined the audios to be able to present the very first part of the German version of our podcast „Now we go… overseas! Out of need to America. Hessian migrants in the 19th and 20th Century“.  A little piece of a fairy tale is also included. Music and some Upper Hessian dialect, as well. Our historical society Lastoria, Bremen, invites you to this trip to history. Six parts will go online, one per month. And an English version will be available, too!

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

P.S.: Comments are always welcome. Kommentare sind immer willkommen. Wann dè woas dèzu saa widd, schräib geann enn Kommendaa.

P.P.S.: Ausblick. Wie heißen die anderen fünf Teile unseres Podcasts „Jetzt fahrn wir… Übersee“ und worum geht es in den einzelnen Beiträgen? Teil 2: Aufbruch in die Freiheit. Von 500, die auszogen, um ihren eigenen Staat zu gründen. Ein Beitrag über die Gießener Auswanderungsgesellschaft und die Emigration aus politischen Gründen. Teil 3: Schiffszwieback und Captain’s Dinner. Wie eine Fünfjährige und ein Siebzehnjähriger aus Hessen in zwei verschiedenen Jahrhunderten ihre erste Seereise erlebt haben. Ein Beitrag über Kapitän Edmund Badenhausen aus Melsungen und Ruth Stern Gasten aus Nieder-Ohmen. Teil 4: Heimat fern der Heimat:  Aus Emigration wird Immigration. Wie Hessinnen und Hessen im 17., 18. und 19. Jahrhundert zur Geschichte der USA mitgeprägt haben. Teil 5: Im Schein der Fackel von Lady Liberty. Ab 1892 müssen sich Einwanderinnen und Einwanderer auf Ellis Island den Fragen der Beamten stellen. Weitere Beiträge über die hessische Immigration in die USA vor allem ab dem späten 19. Jahrhundert, mit Kurzbiografien, Szenen einer zeitgenössischen Reportage des Reisejournalisten Heinrich Lemcke und gesetzlichen Regelungen. Teil 6: Willkommen oder nicht willkommen? Eine bange Frage. Wie die Einwanderungsbestimmungen im Laufe der Zeit verschärft worden sind. Und das Ganze zum Nachlesen: Das deutsche und das englische Manuskript werden von uns veröffentlicht.

 

Die zauwerhafd Krabbeläisd

È grie Krabbeläisd voo Owenglie, aus Gondesch Frieda ihrm Haus, eas nooch Breme gewannerd. On es eas è Märchefigur geworrn. Ean Breme sääd merr: Draimo eas Bremer Rächd. On Loid, die die Schdadd besiche, pagge dè Esel voo dè Schdaddmusigaande oo dè Virrerbäi on winsche sech woas. Dè Huudmacher aus dere Geschichd kennd enn Verwaande voo dè Nika sai, voo insè Nochberrsche, die 2023 geschdorwe eas on nit vergäasse weadd. Ihrn Voadder woar Huudmacher.

Eine grüne Hakenleiste aus Ober-Gleen, aus dem Haus von Frieda Grein, ist nach Bremen gewandert. Und sie ist eine Märchenfigur geworden. In Bremen sagt man: Dreimal ist Bremer Recht. Und Leute, die die Stadt besuchen, packen den Esel der Stadtmusikaten an den Vorderbeinen und wünschen sich was. Der Hutmacher aus dieser Geschichte könnte ein Verwandter von Nika Dunkel sein, unserer Nachbarin, die 2023 gestorben ist und nicht vergessen wird. Ihr Vater war Hutmacher.

A green hook molding from Ober-Gleen has come to Bremen. And is turned into a figure of a fairy tale. In Bremen you say: Three times is right in Bremen. And people who visit the town touch the two front legs of the donkey and make a wish. The hatter in this story could be a relative of Nika, our neighbor who died in 2023 and isn’t forgotten. Her father had been hatter.

Alles Gurre, alles Gute, best wishes,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Grie – grün, green. Mehrzahl: Griene – grüne, green. Krabbe – Haken, hook/hooks. Henn – Hände, hands. Mids – Mütze, cap. Kabb – Kappe, cap. Zilinner – Zylinder, zylinder. Schdrohhuud – Strohhut, panama. Kobbdùch – Kopftuch, headscarf. Menner – meiner, mine. Der eas mir – der gehört mir, this one’s mine. Alsfeller Huudfabbrik Roggel – (ehemalige) Alsfelder Hutfabrik Rockel, former hatfactory Rockel in Alsfeld. Zängge – streiten, argue. Geflichd – geflüchtet, searched refuge. Enn Schaangk huh merr kenn – einen Schrank haben wir nicht (wörtlich: keinen), we have no wardrobe. Schlubb – Schleife, ribbon. Verkleinerungsform: Schlibbche – Schleifchen, little ribbon. Nicht zu verwechseln mit: Schlibber – Schlüpfer, slip. Virrerbäi – Vorderbeine, the front legs. On als fälldenn dè Huud voom Kobb – Und andauernd fällt ihnen der Hut vom Kopf (im Oberhessischen erinnert  der Klang – von als fälldenn –  an Alsfeld, weshalb beim Stadtjubiläum viele bunte Hüte die Fachwerkstadt zierten). A saying.

 

 

Auer firchderlech Dommhääd

Es scheggd schuh laangk. Awwer alsemo brouchd’s dè lessde Drobbe, demed es Fass aamo woas märgd. Es weadd demonsdrierd: Geeche rechds – on sesomme! Geeche Hass! Geeche Auer firchderlech Dommhääd! Hieh menn Baidroag, den ech eam Ogdower ean dè Blog geschdaald hadd. Ein Lied gegen den Hass.

Es reicht schon lange. Aber manchmal braucht es den letzten Tropfen, damit das Fass auch mal was merkt. Es wird demonstriert: Gegen rechts – und zusammen! Gegen Hass! Gegen Auer firchderlech Dommhääd (Unsere fürchterliche Dummheit, aber die Abkürzung funktioniert nur auf Oberhessisch)! Hier mein Beitrag, den ich im Oktober in den Blog gestellt hatte, ein Lied gegen den Hass.

Enough is enough. Sometimes it needs the last drop to make the barrel wake up. There will be manifestations: Against the rightwings – and together! Against Hatred! Against parties that are toxic to democracy! Here’s what I had put into the blog in October, a song against hatred.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

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Fleerermois eam Gloggetorm

Fleerermois gedd’s schuh said 50 Millione Joahrn. On wail’s als wingger Eansegde gedd, werrn aach die Fleerermois wingger. Ean Gloarebach wuhne ewwern Sommer 500 Flerrermois eam Gloggetorm eam Maddin sai Keach. Es woarn schuh mo drai Mo mieh. Die Keach eas äis voo 600 Hoiser, die dè Nabu ean Hesse ausgezächend hadd, wail sè fleerermausfroindlech sai. Sou wääd schdemmd die Geschichd, alles anner eas è Märche.

Fledermäuse gibt es schon seit 50 Millionen Jahren. Und weil es immer weniger Insekten gibt, werden auch die Fledermäuse weniger. In Gladenbach wohnen den Sommer über etwa 500 Fledermäuse im Glockenturm der Martinikirche. Es waren schon mal dreimal mehr. Die Kirche ist eines von 600 Häusern, die der Nabu in Hessen ausgezeichnet hat, weil sie fledermausfreundlich sind. So weit stimmt die Geschichte, alles andere ist ein Märchen.

Bats exist for 50 million years by now. And as there are less and less insects, the number of bats decreases, as well. In Gladenbach, 500 bats live in the belfry of the Martini church in summer. Their number has been three times as high in former times. That part of the story is true, the rest is a fairy tale.

Best wishes, alles Gute, alles Gurre,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Fleerermaus – Fledermaus, bat. Fleerermois – Fledermäuse, bats. Fladdchern – flattern, fly like a butterly.  Hehl – Höhle, cave. Doa kannsde gugge bes ean die anner Woch – da kannst du bis in die andere Woche gucken. You have a great view.  Glogge loire – Glocken läuten, bells ring. Heannerlaand  – Hinterland (Teil von Hessen), a part of Hesse.  Emm Maddin sai Keach – Martinskirche, Martin’s Church. Dè Gloggetorm voom Maddin senner Keach – der Glockenturm der Martinskirche, the belfry of Martin’s Church. On doa haddsenn gefann – und da hat es ihnen gefallen, and they liked it there.  Gloarebach – Gladenbach (Gemeinde in Hessen), Gladenbach (town in Hesse). Medkreeje – mitkriegen, to realise. Doas gidd memm Doiwel zu – das geht mit dem Teufel zu, the devil is involved in this. . Ean dè higgsde Teen – in den höchsten Tönen, pitch sound. Ean Englaand, doas wossdese nit, woar doas sou: Wer Fleerermois eam Gloggetorm hadd, der haddse nit all oder nit all dè Raih nooch oder nit alle Dasse eam Schaangk. In England, da wussten sie nicht, war das so: Wer Fledermäuse im Glockenturm hatte, der hatte sie nicht alle oder nicht alle der Reihe nach oder nicht alle Tassen im Schrank. What they did not know: In England they said, someone who had bats in the belfry was crazy. Porr – Pfarrer, reverend.  Heh – er, he. Häh – wie bitte, beg you pardon. Hää – Heu, hay. Hieh – hier, here. Konne – Kerl, guy.  Ewwersassd – übersetze, translated. Leassen – lass ihn, let him go. Lissen – ließ ihn, did let him.  Verschdidd – versteht, understands. Doa fill dè Loid naut mieh ean – da fiel den Leuten nichts mehr ein. The people didn’t have an idea.

 

Es heannerschdèverreschde Haus

Haut musses èmo schweann gieh, wail ech schbeed droo sai. Käi laangk Viergeplänggel. Hieh kimmd es Märche voom hennerschdèverreschde Haus.

Heute muss es mal schnell gehen, weil ich spät dran bin. Keine langen Vorreden. Hier kommt das Märchen über das Haus, in dem das Hinterste zuvorderst kommt.

Today, I have to cut myself short as it is late. No long editorials. Here you have the fairy tale about the house that was upsite down or backward forward.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

Die Sobbeschmäggenn

Schmeggd’s oder scheggd’s? Baim Äasse mächd’s enn Ennerscheed, ob merr Abbedidd hodd oder nit.

Schmeckt es oder reicht es? Beim Essen macht es einen Unterschied, ob man Appetit hat oder nicht.

Does it taste well or is it enough? When you are eating, it makes a difference if you’ve got appetite or not.

È poar Woadde:

Die Sobbeschmäggenn – die Suppenschmeckerin, a person who always critises and knows always. Die geangn off die Erbs – die ging ihnen auf die Erbse/auf die Nerven, she was driving them crazy. Ziehschmeazze – Zahnschmerzen, tooth ache. Die kann doch aanit koche – die kann doch auch nicht kochen, she can’t cook, either. Goschdech – garstig/frech, mean. Boirelches – Beurelches, ein oberhessisches Gericht, a traditional meal in Upper Hesse. Du deafsd awwer kemm saa, wer dè säisd on woas dè mächsd, sosd kimmsde ean Kerjer on nit ean die Kech – du darfst aber keinem sagen, wer du bist und was du machst, sonst kommst du in den Kerker und nicht in die Küche. You shall not tell anyone who you are and what you are doing, otherwise you will go to jail and not in the kitchen (by the way: Kitchen is the German slang word for jail, übrigens ist Kitchen das deutsche Slangwort für Gefängnis, bai se wäi: Kiddche eas è doidsch Woadd fier Kerjer, awwer eas käi Huuchdoidsch). Sauer Brieh – saure Brühe, ein Schlachteessen, das gewöhnungsbedürftig aussieht, a traditional, weird looking meal. Frankfoadder Grie Soos – Frankfurter Grüne Soße, a kind of Hessian pesto, made of seven herbs. Ech sai gewoahr worrn – ich bin gewahr worden, I have noticed. Sou kann ech nit ärwenn – so kann ich nicht arbeiten, I can’t work under these circumstances.