Es verriggde Hinggel

Haut schuh gelachd? Dann weaad’s Zaid! Ech well ouch doas Märche voom verrigde Hinggel verzehn. Viel Schbass. Edds. Ausgesichd ausem Vierroad off besonnern Wunsch voo dè Barbara, die haut geann woas Lusdiches hirrn wolld.

Heute schon gelacht? Dann wird’s Zeit! Ich will euch das Märchen vom verrückten Huhn erzählen. Habt Spaß. Jetzt. Ausgesucht aus dem Vorrat auf besonderen Wunsch von Barbara, die heute gerne etwas Lustiges hören wollte.

Laughed today already? It’s about time! I’d like to tell you the fairy tale of the crazy chicken. Have fun. Now. Chosen on special request of Barbara who said she’d like to hear  something funny today.

Alles Gute, alles Gurre, all the best,

Pauls Monika

E poar Woadde:

Ääg – Ei, egg. Aijer – Eier, eggs. Hinggel – Hühner, chicken. Giggel – Hahn, rooster.  Dorchennäi – Durcheinander, chaos. Soadde – Sorten, kinds. Flenn – weinen, cry. Geriehrd – gerührt, mixed. Loadd käis zem Kaffie ean – lädt niemand zum Kaffee ein, isn’t invited to coffee. Ruh – roh, not cooked. Näsd – Nest, nest. Doa harre die Bosse è Loch – da hatte der Spaß (die Possen) ein Loch, da wurde es ernst, it wasn’t funny any more. Hänn – Hände, hands. Henn – Henne, hen. Foadd merrem – weg mit ihm, let’s get rid off him. Läidsenn off – liegt es ihnen fern, they are not willing to do something. Schebb – schief, not even. Schdraige – streiken, on strike. Die Dier bai mache – die Tür zumachen, to close the door. Biffee – Büffet, buffet. Komm bai mech – komm zu mir, come to mir. Nur naut ewwerschderdse – nur nichts überstürzen, no need to hurry. Iaschd mussde merr noch saa, woas doas eas – erst mal musste mir noch sagen, was das ist. First you have to tell me what’s this. Babaier – Papier, paper. Babbe – kleben, stick. Schnairenn – schneidern, make dresses. Hingge  – hinken. Giggel – Hahn, rooster. Giggenn – sich bei der Nadelarbeit abmühen, to struggle while working with needles. Verlurne – verlorene, lost. Wääg – Weg, street. Ai – ei (sagen manche Hessinnen und Hessen gern zu Beginn eines Satzes), well.

Es Dswiddscherche

Wie ech doas Märche hieh geschreawwe huh, woar è U noch die määsd Zaid è U on è X è X on enn kläine ploè Vochel enn kläine ploè Vochel. Aach wann ech nie bai Dwidder ogemeld woar, kann ech nur saa: Doa hodd enner enn Vochel. Doas musk nit sai!

Als ich dieses Märchen hier geschrieben habe, war ein U noch die meiste Zeit ein U und ein X ein X und ein kleiner blauer Vogel ein kleiner blauer Vogel. Auch wenn ich nie bei Twitter angemeldet war, kann ich nur sagen: Da hat einer einen Vogel. Das musk nicht sein!

When I wrote this faire tale here, a U was still a U, at least most of the time, and an X an X and a little bluebird a little bluebird. I have never been registered at Twitter, and now I’d say, anyway: That muskn’t be!

È poar Woadde:

Schùsder – Schuster, shoemaker. Schnairern – Schneiderin, female tailor. Geschnerre – geschnitten, cut. Die Hoarn schieh gemoacht – die Haare schön gemacht, styled the hair. Klääd – Kleid, dress. Klärer – Kleider, dresses. Dabbezierer – Tapezierer, interior designer. Ihrn – Flur, corridor. Scholde bes ennersch Dach – Schulden bis unters Dach, a lot of debts. Wuhier hosdèdè doas – Woher hast du das denn? Where did you hear that? Doas geang joa käis woas oo – das ging ja niemanden etwas an, that was nobody’s business. Doas hodd merr è kläi Vichelche gedswiddscherd – das hat mir ein kleines Vögelchen gezwitschert, a little bird has twittert me that. Soldoare – Soldaten, soldiers. Gehääse – geheißen (im Sinne von genannt), called.

 

Die Lons on ihrn Schelm

Friejer huh die Loid schbeerer gefraid – wann se nit genungk Geald harre. Oarme Loid mussde dè Gemainderoad freeche, wann se Hochzedd haan wollde. E poar harre dann schuh Keann. Doas gobb’s eam 19. Joahrhonnerd effdesch. Aach ean menner Familje.

Früher haben die Leute später geheiratet – wenn sie nicht genug Geld hatten. Arme Leute mussten den Gemeinderat fragen, wenn sie Hochzeit halten wollten. Ein paar hatten dann schon Kinder. Das gab’s im 19. Jahrhundert öfter. Auch in meiner Familie.

In former times people married later than today – if they hadn’t got enough money. Poor people had to ask the council, if they wanted to have a wedding. Some of them had children, already, then. That was quite common in 19th Century. In my family, as well.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Lons – Schlampe, slut. Schelm – Schelm, in früherer Zeit ein Schimpfwort, weil ein Schelm unehrlich war, a word indicating that someone was not honest. Fraie – freien, heiraten, marry. Hoop – Hof, farm. Heep – Höfe, farms. Ausschdoier – Aussteuer, dowry. Hochzedd haan – Hochzeit halten, celebrate a marriage. Oniehrlech – unehrlich (auch abfällig für uneheliche Kinder), not honest. Doochderr – dachte er, he thought. Im nooch Road se gieh – um sich Rat zu holen (wörtlich: um nach Rat zu gehen), to go to get an advice. Kraisroad – Kreisrat, an official. Schdroof zoahn – Strafe zahlen, to pay a fine. Säd merr nit – sagt man nicht, one doesn’t say so. Leass mech nur mache – lass mich nur machen, let me do that. Asbach – asbach, uralt, very old. Ech wissd derr woas – ich wüsste dir was, I have a suggestion for you. Wie giddersch dann? – Wie geht es dir denn? How are you? Die Keann schliffe schuh – die Kinder schliefen schon, the kids were already asleep. Wann ouch es Loidgeschwädds om Oarsch vierbai gidd – wenn euch das Gerede der Leute am Arsch vorbei geht, if you don’t care at all about gossip. Hänndicher – Handtücher, towels. Schnobbdicher – Schnupftücher, Taschentücher, handkerchieves. Debbe – Töpfe, pots. E Debbche fier die Noachd – Nachttopf, chamber pot. Gruus genungk fier sewwe Gesäich – groß genug für sieben Mal Pinkeln, big enough to piss into it seven times. Es eas käi Geald doa – es ist kein Geld da, there is no money. Bonnessenn – Brennnesseln, stinging nettles.

 

 

 

Es oarme Keand

Die Geschichd eas käi Märche. Wu eas Elsa Eislöffel verschwonne, è Mädche, doas enn lohme Oarm hadd on nit hirrn konnd? On woas eas „normal“?  Schwadse merr drewwer.

Diese Geschichte ist kein Märchen. Wo ist Elsa Eislöffel verschwunden, ein Mädchen, das einen gelähmten Arm hatte und nicht hören konnte? Und was ist „normal“? Sprechen wir darüber.

This story is no fairy tale. Where did Elsa Eislöffel vanish, a girl who had a paralized arm and who was deaf? And what is „normal“? Let’s talk about it.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

E poar Woadde:

Es oarme Keand – das arme Kind, the poor child. Laafe – laufen, go. Draurechkääd – Traurigkeit, sadness. Doas hiss merr – das nannte man, that’s what it was called. Schwaddse – sprechen, talk. Med Hänn on Fiss – mit Händen und Füßen, with hands and feet (nonverbal). Biese Bligge – böse Blicke, mean glance. Gemeend – gemeint, meant. Medlääd – Mitleid, pity.  Wann die Bosse è Loch huh – wenn der Spaß ein Ende hat, when it’s no longer funny. Wann es Medlääd è Loch hodd – wenn das Mitleid ein Loch hat, when there’s no pity any more. Woas Bessesch – etwas Besseres, something better.

Elsa Eislöffel:

Elsa Eislöffel im Februar 1934. Aus dem Archiv der Nieder-Ramstädter Diakonie.

Die Elsa Eislöffel, es Engglche voo emm Gliesboirel,  eas eam Alder voo 16 Joahrn 1941 ean Hadamar ermoadd worrn. Ihr Geschichd huh ech eannem Kabbiddel voo insemm Bùch „Himmel un Höll“ verzohlt. Dè Matthias Eislöffel hadd rausgefoanne, woas merrer bassierd woar. Ean Nieder-Ramstadt soll è Schdroos noch err benaand werrn, offem Schdegg Laand, doas dè Diakonie gehirrd.

Elsa Eislöffel, das Enkelkind eines Ober-Gleeners, ist im Alter von 16 Jahren 1941 in Hadamar ermordet worden. Ihre Geschichte habe ich in einem Kapitel unseres Buches „Himmel un Höll“ erzählt, auf der Grundlage der Recherchen von Matthias Eislöffel. In Nieder-Ramstadt soll  eine Straße nach ihr benannt werden, auf dem Gelände der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie.

Elsa Eislöffel, grandchild of a man from Ober-Gleen, has been murdered in Hadamar at the age of 16 in 1941. I have written about her in a chapter of our book „Himmel un Höll“, based on research of Matthias Eislöffel. In Nieder-Ramstadt,  a street will be  named after her, on the grounds of the Foundation Nieder-Ramstädter Diakonie.

Allerläinau

Wer hodd doas nit gehoadd: Duh derr woas oo! Wann’s nit woarm genungk eas, mussde dech schie woarm ooduh. Die Ommas huh offgebassd. On die naumooresche ploè Hose, die huh fier Offreechung gesorchd. Dè Resd eas erfonne.

Wer hat das nicht gehört: Zieh dir was an! Wenn es nicht  warm genug ist, musst du dich schön warm anziehen. Die Omas haben aufgepasst. Und die neumodischen blauen Hosen, die haben für Aufregung gesorgt. Der Rest ist erfunden.

Who hasn’t heard that phrase: Take your coat, a warm sweater whatever! As long as it isn’t warm enough, you have to wear warm clothes. The grandmas took care of it. And the hip blue jeans have been a scandal. The rest is fiction.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Allerläi – allerlei, a lot of things. Nau – neu, new. Du hosd naut oo dè Bäi – du hast nichts an den Beinen, your legs are bare. Äarm – Arme, arms. Kobb – Kopf, head. Hänn – Hände, hands. Fiss – Füße, feet. Hochzedd haan, fraie – Hochzeit halten, marry. Schaffe – schaffen, arbeiten, work. Dè krissde Hoop – der größte Hof, the biggest farm. Ech huh naut ooseduh – ich hab nichts anzuziehen, I have nothing to wear. Plo – blau, blue. Hos – Hose, trousers. Hemb – Hemd, shirt. Dùch – Tuch, scarf. Genungk – genug, enough. È selwer Nautche, è golden Niggs-che on è lier Schboarbeggs-che – ein silbernes Nichts-chen, ein goldenes Nichts-chen und ein leeres Sparbüchs-chen, also gar nichts, nothing at all. Heangugger – Hingucker, handsome guy. Eenzenn – einzeln, one by one. Schnoiwech (so hieß es in unserer Familie, die aus Alsfeld und Ober-Gleen stammt, im Ober-Gleener Dialekt heißt es korrekterweise: schnäibech) – wählerisch beim Essen, picky. Schbiejel/Schbichel – Spiegel, mirror. Frandanschenn – zottelige Haare, fuzzy hair. Hoarn – Haare, hair. Duh derr woas oo die Bäi – zieh dir was über die Beine (Kleidung), dress your legs. Gefann haddsemm – gefallen hat sie ihm, he fancied her. Daans – Tanz, ball. Kääfe – kaufen, buy. Wu sè schnairenn liss – wo sie schneidern ließ, where she had her dresses made. Dois eas kaald – draußen ist es kalt, it’s cold outside. Kenn schlächde Kealle – kein schlechter Mensch, no bad guy. Mir duh ins woas oo – wir ziehen uns was an, we dress. Ech duh merr woas oo – ich ziehe mir was an, I dress. Du dussderr woas oo, dessderr schie woarm weadd – du ziehst dir was an, damit dir schön warm wird, you dress, to stay warm.

 

 

Dè Ais-Preanns on die Preannsessin Limone

Eam Märche werrn Winsche woahr. On nit nur doa. Wie merr eam Juni ean Alsfeld woarn, hodd sech dè Andrea Trunzo voom Aiskaffee „Venezia“ woas gewinschd – è Märche med Ais. On hieh easses. Rore mo, wu die Geschichd schbien dudd. Ean Owwerhesse? Gaans hääs.

Im Märchen werden Wünsche wahr. Und nicht nur da. Als wir im Juni in Alsfeld waren, hat sich Andrea Trunzo vom Eiscafé „Venezia“ etwas gewünscht – ein Märchen mit Eis. Und hier ist es. Rate mal, wo die Geschichte spielt. In Oberhessen? Ganz heiß.

In fairy tales, wishes come true. And not only there. When we were in Alsfeld in June, Andrea Trunzo of ice cream parlor „Venezia“ liked the idea of a fairy tale with ice cream. And here it is. Guess where the story is situated. In Upper Hesse? Hot guess.

Best wishes, alles Gute, alles Gurre,

Pauls Monika

È poar Woadde

Ais eas nit hääs – Eis ist nicht heiß. Ice cream isn’t hot. On wail ech doas wääs – und weil ich das weiß, and as I know that. Freddo (italienisch): Kaald, kalt, cold. Dè Freddo eas dè iaschde Keenich ean dem Märche. Freddo ist der erste König in dem Märchen. Freddo is the first king in this fairy tale. Caldo (italienisch): hääs, heiß, hot. Gelato (italienisch): Dschelaado, Eiskrem, ice cream. Gelato non è caldo (italienisch): Ais eas nit hääs. Ice cream isn’t hot. Gelateria (italienisch): Dschelladeria, ice cream parlor. Keenich – König, king. Keenichin – Königin, queen. Ballasd – Palast (auch Ballast), palace. Pistacchio (italienisch):  Pisdaggio (dè Pisdaggio ist der Prinz in dem Märchen), Pistazie, pistache. Preanns – Prinz, prince. Preannsessin – Prinzessin, princess. Vaniglia (italienisch): Vanillja, Vanille, vanille. Stracciatella (italienisch): die Schdraddsjadella (Königin in dem Märchen), Stracciatella. Giorno (italienisch: Tag, buongiorno, guten Morgen – oberhessisch: Gemoije! Guten Tag – oberhessisch: Gurre!): Dschorno (der Diener von König Freddo). Vierhäng – Vorhänge, curtains. Friehschdegg – Frühstück, breakfast. Dässerchen – Tässchen, little cups. Zogger – Zucker, sugar. Cornetto (italienisch: Hörnchen): Korneddo (als Name eines Königs in diesem Märchen). Fragole (italienisch: Erdbeere): Fragolee (als Name eines weiteren Knigs). Haute volée (französisch, im Grunde: Höhenflug, umgesetzt Hautvolee, obere Zehntausend): Hoddwollee, upper class. Caldo (italienisch: heiß): Kalldo (Name des Königs, mit dem König Freddo verfeindet ist). Dochderr – Tochter, daughter. Die konnde sech nit ausschdieh – die konnten sich nicht ausstehen, they didn’t like each other. Die Krängk krieje – einen zu viel bekommen, to be pissed. Eas dè Kall doa? – Ist Karl da? Is Karl there? Eas die Frää doa? – Is the wife – or the woman – there? Aiskuuchenn sai geflooche – Eiskugeln sind geflogen. Sissmoiler – Süßmäuler, people who love sweets. Lemone (italienisch: Zitrone): die Limone (die Tochter von König Kalldo). Salmone (italienisch: Lachs): dè Salmone (ein weiterer Königssohn in diesem Märchen). Deliziosa (italienisch: lecker): die Dellidschosa (die Zauberin, die dafür sorgt, dass es allen schmeckt), Deliziosa, the magician who makes meals delicious. Dèlessd – das letzte Mal, for the last time. Insalata (italienisch: Salat): die Eansalaada die Iaschde (Insalata I., Königin, Mutter von Limone). Ristorante (italienisch):  Rissdorande, Restaurant, restaurant. Amore (italienisch: Liebe): der Name des Reiches, in dem Limone und Pisdaggio regieren. Widde doa AMO REechiern (Wortspiel mit Amore) – Willst du da auch mal regieren? Would you like to reign it, as well? Easses Ais schie kaald doa? – Ist das Eis schön kalt da? Is the ice cream (nicely) cold there? Saa merr, woas häsd merr dann hääs doa? Sag mir, was nennt man denn heiß da? Tell me what means hot in this language.

 

Die Maggreed on es Hänns-che

Meddwoch eas hieh Märchedoag: Jeed Woch kimmd è nau Märche. Ihr wessd, Owwerhesse woar friejer è oarm Geechend. On hodd viel Krigg gesäi. Die Loid wossde nit, wie se ihr Keann gruus krieje sollde. Awwer deeresè sè aach eam Waald aussedse? On wann se’s deere, deeresè dann hoffe, dess è aald Frää doa wuhne deed, eannem Hois-che aus Zogger? Eam Märche huhse aus dè aal Frää huh è Heggs gemoachd.  Awwer woar sè äi? On duh Welf Keann honn?

Mittwoch ist hier Märchentag: Jeden Mittwoch kommt ein neues Märchen. Ihr wisst, Oberhessen war früher eine arme Gegend. Und hat viel Krieg gesehen. Die Leute wussten nicht, wie sie ihre Kinder groß kriegen sollten. Aber haben sie sie auch im Wald ausgesetzt? Und wenn sie es taten, haben sie dann gehofft, dass eine alte Frau dort wohnen würde, in einem Häuschen aus Zucker? Im Märchen haben sie aus der alten Frau eine Hexe gemacht. Aber war sie eine? Und holen Wölfe Kinder?

Wednesday is fairy tale day here. Each week I’ll present a new one. You know, Upper Hesse has been a poor region in former times. And has seen a lot of wars. The people did not know, how to raise their children. But have they left them alone in the woods? And if so, did they hope that an old woman would live there, in a little hat, made of sugar? In a fairy tale they have turned the old woman into a witch. But has she been one? And do wolves snatch children?

Viele liebe Grüße, best wishes, alles Gurre,

Pauls Monika

È poar Woadde:

Schloof! Schlaf, sleep! Gummo, die Kieh sai aach schuh hieh – guck mal, die Kühe sind auch schon hier. Look, the cows are already here. Laafe – laufen, run.  Annerschd – anders, in another way. Zwä Keann – zwei Kinder, two children. Kenn Mann mieh – keinen  Mann mehr, no husband any more. Eam Krigg gepliwwe – im Krieg geblieben, did not return from the war.  Seh zu, dessdè sè luus werschd – sieh zu, dass du sie los wirst! Go ahead, get rid of them! Flenne – weinen, cry. Jungs weinen in Oberhessen nicht, die flenn. Flaand – weinte, cried. Es bassierd ins naut – es passiert uns nichts, nothing will happen to us. Seregg – zurück, back. Wie err sai Frää elläi hadd – als er mit seiner Frau allein war, when he was alone with his wife. Sammenn – sammeln, collect. Das L wird häufig verschluckt, wie andere Mitlaute. Näi – nein, no. Woas widderdè elläi hieh eam Waald – was wollt ihr denn allein hier im Wald, what are you doing alone in the woods? Mir senn hieh off sè woadde – wir sollen hier auf sie warten, we were told to wait for her here. Goldklombe – Goldklumpen, a big piece of gold. Läwe – Leben, life. Schbien – spielen, play. È Heem – ein Heim, a home. Heemwieh – Heimweh, homesickness. Heemlech – heimlich, secretly. Wail merr heem winn – weil wir heim wollen, because we wanna go home. Honn – holen, get. Ähnlich: Honn – Hunde, dogs. Jeejer – Jäger, hunter. Schnorschdraggs – auf dem direkten Weg, directly. Mächd sech foadd – ging weg, left. Geschdräicheld – gestreichelt, carressed. Ech hädd nit gedoochd, dess mir ins nochèmo säi – ich hätte nicht gedacht, dass wir uns noch einmal sehen. I didn’t expect that we see us again. Härrech nit sou è Aangsd gehadd – hätte ich nicht so eine Angst gehabt, if I only hadn’t had that much fear. Verborre – verboten, forbidden.

Seggs komme dorch die halwe Weald (oder dorch gaans Owwerhesse)

Ewwer Oaddsudsnoome huh merr joa schuh geschbroche. Ean dem Märche komme è poar vier: Saandhoase, Gliesboirel, Freesch, Schdäiklobber, Plasderschisser. Es gidd dissmo im Froindschafd, besonnere Talende on Gerechdechkääd. On mir komme è bess-che dorch die Weald – oder dorch gaans Owwerhesse.  Nadierlech eas alles erfonne. Bes off…

Über Ortsuznamen haben wir ja schon gesprochen. In diesem Märchen kommen ein paar vor: Sandhasen (unter anderem Maar und Niederklein), Kloßbeutel (Ober-Gleen), Frösche (Freienseen), Steineklopfer (Arnshain), Pflasterscheißer (unter anderem Alsfeld, Leerbach und Wetzlar). Es geht diesmal um Freundschaft, besondere Talente und Gerechtigkeit. Und wir kommen ein bisschen durch die Welt – oder durch ganz Oberhessen. Natürlich ist alles erfunden. Bis auf…

We have talked about nicknames for villages already. In this fairy tale there are several of them: Sandrabbits (Maar, Niederklein and other places), dumpling bags (Ober-Gleen), frogs (Freienseen), stone beaters (Arnshain), those who shite on cobblestones (Alsfeld). This time, it is about friendship, special talents and justice.  Ond we wander through the world – or through the whole of Upper Hesse. For sure, it is fiction. Besides…

Alles Gurre, alles Gute, best wishes,

Pauls Monika

E poar Woadde:

Wäisbenner – Weißbinder, painter man. Damme – Daumen, thumb. Meesder – Meister, master. Nau – neu, new. Kwer dorch dè Goadde – Quer durch den Garten (Gemüsesuppe aus regionalen, was sag ich, lokalen Zutaten), vegetable soup. Brieh – Brühe, broth. Mächd naut – macht nichts, all the same. Owenglie – Ober-Gleen. Gesenn – Gesellen, journeyman. Wannerschafd – Wanderschaft, travels. Wannern – wandern, walk. Äi – eine, someone (female). Knoddsel – Miesepeter, crank. Schbien – spielen, play. Mehl – Mühle, mill. Uhrn – Ohren, ears. Wärer – weiter, further on. Äad – Erde, earth. Hebbe – hüpfen, jump. Hebber – Hüpfer, person who jumps. Seregg – zurück, back. Woas fällder ean? Was fällt dir ein? How dare you? Dengge – denken, think. Fuggsdoiwelsweld – fuchsteufelswild, very angry. Alsfeller Mädche – Alsfelder Mädchen, a girl from Alsfeld. Kräische – schreien, shout. Krisch – schrie, shouted. Foijermoaddje – wörtlich: Feuermordje. A curse. Haal die Gosch – halt den Mund, shut up. Birjermeesder – Bürgermeister, mayor. Diewe – Diebe, thieves. Dääl – Teil, part.

Schdombs Lies-che

Woas mach ech aus Rombelschdills-che? Doafnoome hosdè friejer kenn misse, wann dè offem Laand serechdkomme wollsd. Fier Främde on Baigefraide woar doas nit läächd. Awwer hirrd selwer.

Was mache ich aus Rumpelstilzchen? Dorfnamen (Hausnamen, wie Pauls Monika) hast du früher kennen müssen, wenn du auf dem Land zurechtkommen wolltest. Für Fremde und Eingeheiratete war das nicht leicht. Aber hört selbst.

What to do about „Rumpelstilzchen“? In former times, you had to know the villagenames (housenames, like Paul’s Monika), to cope in the countryside. It wasn’t easy for foreigners and those who had married into the village. But well, listen.

Best wishes, alles Gurre, alles Gute,

Pauls Monika

E poar Woadde:

Woarschde nit hieh – warst du nicht hier, haven’t you been here. Woarder nit hieh – ward ihr nicht hier, haven’t you been here. Woarn merr nit hieh – waren wir nicht hier, haven’t we been here. Woar ech nit hie – war ich nicht hier, haven’t I been here. Käis – niemand (sächlich), nobody. Klingenn – Klingeln, door bells. Wossd, wu er woar – wusste, wo er war, knew where he was. Olwl – ungehobelter Typ,  guy without good manners. Schwiejermoadder – Schwiegermutter, mother-in-law. Frää – Frau, woman. Främd – fremd, foreign. Woas seann die Loid saa? – Was sollen die Leute sagen? What shall the other people say? Nit voo hieh – nicht von hier, not from here. Nitvoohie – Name für die Fremde in diesem Märchen, name for the stranger in this fairy tale. Die Frää ausem Doaf – die Frau aus dem Dorf, female villager. Wurim flennsde dann? – Warum weinst du denn? Why do you cry? Flaand – weinte, cried. Bruuddääg – Brotteig, sour dough. Maddekuche – Käsekuchen, cheesecake. Gefilld Kraut – Weißkraut mit Hackfleisch, a Upper Hessian dish. Loidgeschwädds – Gerede der Leute, gossip. Wemm säisde dann? – Aus welcher Familie bist du denn (Frage nach dem Ortsnamen)? What’s your family? Roore – raten, guess. Verschdieh – verstehen, understand. Äis – jemand (neutral), someone. Briepdräjer –  Postbote, postman. Wu wuhnt dann… – Wo wohnt denn…? Where does…. live? Aald Donsell – Schimpfwort für ältere Frauen, abgeleitet vom italienischen Wort donzella, das kein Schimpfwort ist. Old girl (an insult for elder women). Onäis  sai – uneins sein, to have quarreld with others. Bieses Mundwärg – böses Mundwerk, „mean tongue“. Sie liss sech naut omärge – sie ließ sich nichts anmerken, she behaved as if she did not realise anything. Doafnoome – Dorfname (Hausname), name of the family in the village. Äimo – einmal, once. Wossde nit, woasse saa sollde – wussten nicht, was sie sagen sollten, did not know what to say. Gezuuche – gezogen, moved. Käis wääs mieh – niemand (neutral) weiß mehr, nobody still knows. Woarschde aach hieh – warst du auch hier, have you been here, as well. On käis eas mieh nit voo hieh – Und niemand ist nicht mehr von hier. On nobody isn’t from here anymore.

Die sewwe Roawe

„Die sewwe Roawe“ eas è Märche ewwer ins Mensche on die Naduur. On nit nur die Brirrer Grimm huh Märche gesammeld, ean dene Roawe vierkomme, aach die Nadurvelger kenn  Märche med Viehzoich on med Mensche, die sech verwannen. Wie ech kläi woar, woarn mir Keann dè Nadur nooh. Alles, woas merr ewwer Indianer wossde, woar nooch memm Heazze. On ech huh emo è Lied drewwer geschreawwe, è bess-che woas dèvoo eas eam Märche se hirrn. Doa gidd’s im Indianer, im Roawe on im Keandhääd. Oogeächend huh ech merr naud voo annern Kulduurn. Awwer geliehnd. On gebb seregg, woas ech huh. Eanschleasslech Liewe on Reschbeggd.

„Die sieben Raben“ ist ein Märchen über uns Menschen und die Natur. Und nicht nur die Brüder Grimm haben Märchen gesammelt, in denen Raben vorkommen, auch die Naturvölker kennen Märchen mit Tieren und mit Menschen, die sich verwandeln. Als ich klein war, waren wir Kinder der Natur nah. Alles, was wir über Indianer wussten, war nach meinem Herzen. Und ich habe einmal ein Lied darüber geschrieben. Ein bisschen was daraus ist in dem Märchen zu hören. Da geht es um Indianer, um Raben und um Kindheit. Angeeignet habe ich mir nichts aus anderen Kulturen. Aber geliehen. Und gebe zurück, was ich habe. Einschließlich Liebe und Respekt.

„The Seven Ravens“ is a fairy tale about us human beings and the nature. And not only the brothers Grimm have collected fairy tales with ravens. Indigenous people know fairy tales with animals and with human beings who transform. When I was a kid, we children were close to nature. All that we knew about American indians was after my own heart. And I have made a song about that once. You can listen to bits of it in this fairy tale. It is about indians, ravens and childhood. It’s not a case of cultural appropriation. I’d say I borrow something. And I give back what I have. Including love and respect.

Alles Gurre, all the best, alles Gute!

Pauls Monika

E poar Woadde:

Sewwe – sieben, seven. Freesch – Frösche, frogs. Annerschdrim – anders herum, vice versa. Roawe – Raben, ravens. Roab – Rabe, raven. Roaweellern – Rabeneltern, parents of ravens, not: unnatural parents. Keann – Kinder, children. Brurrer – Bruder, brother. Brirrer – brothers, Brüder. Jingsde – jüngste, youngest. Schwesder – Schwester, sister. Ferrer – Feder, feather. Wäisferrer – Weiße Feder, White Feather. Hiss merrsche – nannte man sie, as they called her. Roaweschwoazz – rabenschwarz, black as a raven. Dèbai huh – dabei haben, to have someone around. Vergeass mech nit – vergiss mich nicht, don’t forget me. Krischese – schrien sie, they cried out. Schweann – schnell, geschwinde, very soon. Zauwerer – Zauberer, wizard. Verwannen – verwandeln, transform. Siche – suchen, to look for. Pliwwe – blieben, stayed. Ruudsbrisdche – Dompfaff, bullfinch. Zwagg – Schleuder, slingshot. Nommemerr – nehmen wir, let’s take. Birro – Büro, Office. Soggse – sah sie, she saw. Soggesse – sahen sie, they saw. Soggsenn – sah sie ihn, she saw him. Insè – unsere, ours. Dissmo – diesmal, this time. Schnowwel – Schnabel, beak. Haddsenn elläi – hatte sie ihn alleine, war sie alleine mit ihm, when she was alone with him. Onnids – unnütz, useless. Waald – Wald, forrest. Bollidzai – Polizei, police. Fliejel – Flügel, wing. Flieje – fliegen, fly. Kriggsbail – Kriegsbeil, tomahawk. Begroawe – begraben, bury. Die Bach – der Bach, creek. Hoibdling – Häuptling, chief.  Fleddsebooche – Flitzebogen, bow and arrow. Aach werr naut droff, der hadd gewonn – Auch wer nichts traf, der hatte gewonnen. Even those who don’t hit the mark, have won.