Hieh komme è poar Keaddoafer Eandregg voo inse Bùchvierschdelling neechd memm AZN. Mir huh ins ewwer all gefroid, die dou woarn. On huh werre woas geleannd: Viervierneechd häsd eam Keaddoafer Pladd eenichneechd. Hier kommen ein paar Kirtorfer Eindrücke von unserer Buchvorstellung gestern mit dem AZN. Wir haben uns über alle gefreut, die da waren. Und haben wieder was gelernt: Viervierneechd (vorvorgestern) heißt im Kirtorfer Platt eenichneechd. Here you’ve got some impressions from our book show in Kirtorf yesterday, organised by AZN. We were happy about everyone who was part of that event. And we have learnt something about the dialect of Kirtorf. Viervierneechd (two days before yesterday, meaning: long, long ago) is eenichneechd in Kirtorf.
Alles Gurre, alles Gute, all the best,
Pauls Monika
Mundartlich und nachhaltig
7. Hessischer Tag der Nachhaltigkeit: Wie die Agenda 2030 in Hessen umgesetzt wird und was das mit Kirtorf zu tun hat
Was hat das Flugblatt „Der Hessische Landbote“ von 1834 mit der Agenda 2030 zu tun? Wie lassen sich die Ziele des Weltzukunftsvertrages der Vereinten Nationen in die Ober-Gleener, die Kirtorfer oder einen andere Mundart übersetzen? Und was haben frühere Gliesboirel und Äächbeemcher zum Vogelschutz beigetragen? Einen Eindruck davon vermittelte die Buchvorstellung „08/18. Ein hessischer Beitrag zur Rettung der Welt“ in der Kirtorfer Gleentalhalle. Die Journalistin und Historikerin Monika Felsing, die aus Ober-Gleen stammt und sich seit zehn Jahren ehrenamtlich in hessischen Projekten des Bremer Geschichtsvereins Lastoria engagiert, verbindet Information mit Unterhaltung und bezieht das Publikum am liebsten mit ein. Und so blätterte sie mit den Zuschauerinnen und Zuschauern nicht nur durch das Buch und tauschte Erinnerungen mit ihnen aus, sondern leitete auch eine Quizrunde und sang Lieder im Dialekt zu den 17 Zielen.
Eingeladen hatte das Ausbildungszentrum Natur (AZN) in Kirtorf aus Anlass des 7. Tages der Hessischen Nachhaltigkeit. Der AZN-Vorsitzende Dr. Martin Jatho hatte den Abend organisiert und bediente nach seiner Begrüßungsrede auch gleich die Technik. Zum Beispiel beim Quiz, an dem unter anderem auch Bürgermeister Andreas Fey als Freiwilliger teilnahm. Zu den Zielen der Agenda 2030 hatte die Autorin Fragen vorbereitet, und die Quizrunde sollte sich zwischen vier möglichen Antworten entscheiden. Zum Thema Gesundheit: Wann hatte Hildegard Kiltz ihre Praxis abgeben? Da half es, dass sich jemand an die letzte Spritze erinnerte, die die Ärztin vor dem Beginn der Berufsausbildung verabreicht hatte – und an den trockenen Kommentar dazu. Andere Fragen reichten deutlich weiter in die Vergangenheit: Seit wann kommt das Wasser in Ober-Gleen und anderen Gemeinden aus dem Hahn und muss nicht wie in manchen anderen Ländern der Welt noch immer aus einem Brunnen geschöpft werden? Wer hat das Manuskript des „Hessischen Landboten“ geschrieben, über dessen Herausgeber Friedrich Ludwig Weidig im Museum der Stadt Kirtorf mehr zu erfahren ist?
Das Lokale und das Regionale standen ganz klar im Vordergrund, auch wenn das Buch Beispiele aus ganz Hessen bringt. Beim Ziel „Hochwertige Bildung“ berichtete die aus Ober-Gleen stammende Journalistin, die auch ein Buch („Du on ech“) über Kindheit in den Sechzigern und Siebzigern auf dem Land herausgegeben hat, über ihre Einschulung 1971 und ihre Klassenlehrerin Ingrid Ebke. Mit anderen, die damals Kinder waren, will sich Monika Felsing, ebenfalls ehrenamtlich, am Donnerstag, 13. Oktober, von 19 bis 20.30 Uhr in einem digitalen Erzählcafé bei der Volkshochschule des Vogelsbergkreises unterhalten. Und für Donnerstag, 17. November, 19 bis 20.30 Uhr, ist das VHS-Seminar „Wie schembe mir ins“ zu Ortsuznamen geplant, denn auch damit hat sich der Geschichtsverein Lastoria befasst. Minibücher, Postkarten, Einkaufsbeutel und Memorykarten mit Ortsuznamensmotiven als Ausdruck regionaler Kultur und Geschichte. Für beide digitalen Seminare sind Anmeldungen bei der VHS Vogelsbergkreis möglich. Nähere Informationen dazu gibt es auch beim Geschichtsverein Lastoria unter mail@lastoria-bremen.de.
Nach der Pause las Monika Felsing in der Gleentalhalle aus der Ausgabe des kirchlichen Gemeindeblattes „Kirtorf. Ober-Gleen. Deine Heimat“ vom Mai 1929 einen Beitrag über Vogelschutz, der das Publikum einigermaßen verblüffte. „Als eine der schönsten Stellen unseres Heimatkreises gilt gerade das Stück des Gleentales zwischen Kirtorf und Ober-Gleen“, begann der fast 100 Jahre alte Aufsatz. „Durch den tief gelegenen Wiesengrund nimmt der Gleenbach seinen erfreulicherweise noch unregulierten natürlichen Lauf.“ Auf der Böschung an der Straße standen damals Obstbäume, aber auch Eichen, Birken, Erlen, Kiefern und Aspen. „Auf Anregung eines Freundes und Förderers des Vogelschutzgedankens hat sich die Provinzialstraßenverwaltung bereit erklärt, nach seinen Angaben die sehr warm gelegene, nach Süden geneigte Böschung als Vogelschutzgehölz einzurichten. Zu diesem Zwecke wurden von einer größeren Anzahl Straßenwärtern in den letzten Wochen hier Arbeiten ausgeführt, die eine wesentliche Veränderung des Landschaftsbildes bedingten. Zunächst wurden alle Kiefern gefällt, da die unter ihnen entstandenen Ameisenkolonien in Zukunft verschwinden müssen, weil die Waldameise nicht nur brütende Singvögel zum Verlassen des Geleges bringt, sondern auch Nestjunge skelettiert.“ Von den gefällten Erlen, Aspen, Weiden und Eichen habe man 15 Zentimeter hohe Stöcke stehen gelassen, um einen dichten Stockausschlag zu erzielen. Auch eine Anzahl Ebereschen sei stehen geblieben, eine größere Anzahl dieser sogenannten Vogelkirschen werde noch angepflanzt. An den Birken, die aus „Rücksicht auf die Eigenart, die sie gerade dem Landschaftsbild verleihen“, nicht gefällt wurden, sollten schon bald Nistkästen für die Höhlenbrüter aufgehängt werden. „Und in halber Höhe des Hanges werden nun noch einige Reihen stets niedrig zu haltender Fichten angepflanzt, über und unter denselben je eine dicht gepflanzte Reihe Weißdorn, dessen Dornen ein Schutz, dessen Beeren Winterfutter bieten werden.“ Der Autor war überzeugt davon, dass das Ganze ein Erfolg werden würde. „Und dieser Erfolg“, schrieb er 1929, „wird nicht nur ein ethischer für den Naturfreund, sondern auch ein materieller Erfolg für den Landwirt und besonders für den Obstbau an der Provinzialstraße sein.“ Nachhaltigkeit in der Weimarer Zeit.
An Anregungen für eigene, zukunftsweisende Projekte fehlte es nicht an diesem vergnüglichen wie informativen Abend. Hessische Sprüche zu den Zielen der Agenda 2030, wie sie auf Initiative der Umweltbildung Wiesbaden auf Bierdeckel gedruckt worden waren, lassen sich beispielsweise immer neu erfinden und in den Dialekt übersetzen. Zwei im Ober-Gleener Pladd gehörten 2020 dazu. Zum Ziel „Innovationen“: Als on als woas Naues. On alsemo woas Schlaues. Andauernd etwas Neues. Und ab und zu etwas Schlaues. Und zum Ziel „Saubere und bezahlbare Energie“: De saawersde Schdrom eas der, den dè schboarsd. Der sauberste Strom ist der, den du sparst. Eine Binsenweisheit mit besonderer Aktualität. Und als Dialektspruch ein lokaler Beitrag zum Motto des Hessischen Tages der Nachhaltigkeit: „Nachhaltig. Bunt. Lebenswert. Aktiv Hessen gestalten.“
Das Buch „08/18“ (mehr als 500 Seiten, 20 Euro) mit Gemälden von Bernhard Wald (Faldon) gibt es im Buchhandel, einzelne Exemplare auch noch über den Lastoria e.V. Die Ortsuznamensbichelchen, die Karten und die Taschen sind im Regionalladen von Kompass Leben e.V. am Marktplatz in Alsfeld und über den Lastoria e.V. erhältlich. Die beiden VHS-Seminare sind digital – der Lastoria e.V. verschickt einen Link an alle, die sich bei der VHS anmelden. Wir beteiligen uns ehrenamtlich. Die VHS erhebt eine Gebühr in Höhe von 8,50 Euro. Hier steht mehr darüber:
Zwei digitale Veranstaltungen im Oktober und November 2022 bei der VHS Vogelsbergkreis