Bärwieh

Enn Bär

sass äimo ennerm Baam.

È Keand,

doas noomen ean dè Oarm.

On käis,

der die zwä hadd gesäih,

on kenner,

der doa ean dè Näh,

wossd, woas

vier laangge, laangge Joahrn

bassierd woar,

wer enn Bär verlurn,

doa off dè Fluchd

eam Krigg. Gesuchd,

doch nie gefonne.

Dè Bär plibb doa,

es Keand

mussd foadd.

Nau Heemed,

wohl dieselwe Sonn,

awwer enn annern,

fremde Oadd.

On nirjenns, nirjenns

woar enn Bär sè finne,

der wie der woar,

den es haald nid mieh gobb.

Die Keandhääd

plibb eam Krigg, gaans hinne.

On voom Verdraue

woar dè Glaans frieh obb.

Die Krissdoag

awwer fillsenn ean,

dè kläine

ean dè gruuse Keann.

On Ihr weadd nie

woas drewwer lääse,

denn es deed wieh,

doa, wu enn Bär gewääse.

Bärweh

Ein Bär

saß einmal unterm Tannenbaum.

Ein Kind,

das nahm ihn in den Arm.

Und niemand,

der die zwei gesehn,

und keiner,

der da in der Näh,

wusst’, was

vor langen, langen Jahrn

passiert war,

wer nen Bärn verlorn,

da auf der Flucht,

im Krieg. Gesucht,

doch nie gefunden.

Der Bär blieb da,

das Kind musst’ fort.

Die Heimat neu,

und wohl dieselbe Sonne,

aber ein andrer,

fremder Ort.

Und nirgends, nirgends

war ein Bär zu finden,

der wie der war,

den es halt nicht mehr gab.

Die Kindheit

blieb im Krieg, ganz hinten,

und vom Vertrauen

war der Glanz früh ab.

An Weihnacht’

aber fiel’s ihnen ein,

den kleinen

in den großen Kindern.

Ihr werdet niemals

was darüber lesen,

denn es tat weh,

dort, wo ein Bär gewesen.


This is a poem dedicated to children who have suffered or suffer today from war and violence, children who live in fear or become refugees, who lose their home and/or their friends and relatives. And the faith in a world that should be a good and safe place.


Dieses Gedicht habe ich am 10. Dezember 2024, dem Tag der Menschenrechte geschrieben, und widme es allen Kindern, die unter Krieg und Gewalt gelitten haben oder heute darunter leiden, Kindern, die in Angst leben oder flüchten müssen, die ihr Zuhause und/oder ihre Freunde und Verwandten verlieren – und das Vertrauen in eine Welt, die ein guter und sicherer Ort sein sollte. Einige Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus unseren Projekten waren Kriegskinder oder Verfolgte. Und von mehr als einem Spielzeug, das zurückgelassen werden musste, haben wir gehört. An Weihnachten und anderen Festtagen kommen solche Erinnerungen wieder. Und deshalb gibt es heute kein Märchen, sondern dieses Gedicht.

Doas Gedichd hieh huh ech neechd, om Doag voo dè Menscherächde geschreawwe on es alle Keann gewidmed, die inner Krigg on Gewaald gelidde huh oder haut drinner laire, die ean Angsd läwe oder flichde misse, die ihr Deheem on/oder ihr Froinde on Verwaande verliern – on doas Verdrauè ean è Weald, die enn gurre on sichere Oadd sai selld. E Raih voo Zaidzoichinne on Zaidzoiche ean insè Projeggde woarn Kriggskeann oder Verfolche. On mieh wie äimo huh merr voo Schbielsache gehoadd, die seregggeleasse werrn mussde. Die Krissdoag on annern Fesde komme sou Erinneringge huuch. On dessdeweeche gedd’s haut käi Märche, sonnern doas Gedichd.

Alles Gurre, alles Gute, all the best,

Frieden, peace, Shalom, Salam, Pace, Mir, Paix,

Pauls Monika

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