75 Joahr nooch Auschwitz: Leassd ins nit vergeasse. Ean Westerbork (Hollaand) werrn bes dè Muundoag Noome viergelääse. Mir kennde Owengliejer Noome gèseangge, Noome of Jirre voo Owenglie, Waibsloid, Mannsloid on Keann, die ewwerläbd huh oder ermoadd worrn sai. Die Mellodie eas voo emm aale Pelgerlied, doas eam 19. Joahrhonnerd ean Sinnagooche ean Hesse gesongge woarn eas.
75 Jahre nach Auschwitz: Lasst uns nicht vergessen. In Westerbork (Niederlande) werden bis Montag Namen vorgelesen. Wir könnten Ober-Gleener Namen singen, Ober-Gleener Namen von jüdischen Frauen, Männern und Kindern, die überlebt haben oder ermordet worden sind. Die Melodie ist die eines alten jüdischen Pilgerliedes, das im 19. Jahrhundert in hessischen Synagogen gesungen wurde.
75 years past Auschwitz: We shall not forget. In Westerbork (Netherlands) names are read till Monday. We could sing names from Ober-Gleen, names of Jewish women, men and children who survived or perished. The melody belongs to an old Jewish pilgrim song that was sung in Synagogues in Hesse in the 19th century.
Leassd ins nit vergeasse. Lasst uns nicht vergessen. We shall not forget.
Monika
P.S.: Unser Geschichtsverein Lastoria lädt für Sonntag, 22. März, 10 bis 18 Uhr, zur Geschichtswerkstatt „Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945“ in die Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, ein. Wer teilnehmen oder uns unterstützen möchte, kann mich gerne kontaktieren. Auch Betty Baer, geborene Lamm, aus Ober-Gleen, ihr Sohn Alfred und ihr Mann Karl, ein Frankfurter, waren vor den Nazis nach Amsterdam geflohen. Keiner der drei hat überlebt (Hörbuch „Jiddisch Leben“ und Ober-Gleen-Band „Himmel un Höll“).
Our historical society Lastoria invites you all to the history workshop „Germany on the Run. Exile in Amsterdam Zuid 1933-1945“ in the Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen. If you are interested to join in or would like to support us, please contact me. Among those who had fled to Amsterdam because of the Nazis, was Betty Baer, nee Lamm, from Ober-Gleen, her son Alfred and her husband Karl from Frankfurt. None of them survived (audio book „Jiddisch Leben“ and Ober-Gleen volume 3, „Himmel un Höll“).
Mir mache om 22. Meazz ean Breme è Geschichdswergschdadd off: „Doidschlaand off dè Fluchd. Wääd foadd voo deheem ean Amsderdamm Sied 1933-1945“ in dè Willa Ichon. Wann dè dèbai sai oder ins innerschdedse widd, dann gebb merr Beschääd. Bai denne, die vier dè Naadsies nooch Amsderdamm geflo-è worrn, woar aach die Heasche Beddie voo Owenglie, ihrn Alfred on ihrn Mann Karl, der voo Frankfoadd woar. Kenner voo enn hodd ewwerlääbd („Jiddisch Leben“ on „Himmel un Höll“).
Vierneechd huh ech ean Frankfoadd gesungge, ean dè Sinnagooche voo dè Budge Schdefdong ean Säggbach. Daangk oo dè Rabbi Andy Steiman on oo all, die sosd noch dèbai woarn. Sè huh medgesongge, aach bai demm folchende Lied, doas merr aach schuh ean Owenglie gesongge huh on doas aach off inser Schaib eas: E Frankfoadder Hinggel.
On noch woas Naues: Mir sai oo emm naue Lirrerbùch!
Vorgestern habe ich in Frankfurt gesungen, in der Synagoge der Budge Stiftung in Seckbach. Dank an Rabbi Andy Steiman und an alle, die auch noch dabei waren. Sie haben mitgesungen, auch bei dem folgenden Lied, das wir auch schon in Ober-Gleen gesungen haben und das auf unserer CD ist: Ein Frankfurter Huhn.
Und noch etwas Neues: Wir arbeiten an einem neuen Liederbuch!
On Monday, I sang in Frankfurt, in the Synagogue of the Budge Foundation in Seckbach. Thanks to Rabbi Andy Steiman and to everyone else who has been there. They have joined in, also in the following song that we have sung in Ober-Gleen, as well, and that is on our cd: A chicken from Frankfurt.
And there are more news: We are working on the third songbook!
Best wishes! Alles Gurre! Alles Gute!
Pauls Monnigga
Ihr Liewe, ech winsch ouch all schiene Faierdoag, ob nu Krissdoag oder Schanugga, Gesondhääd, Gligg on enn gurre Rodsch eans Naue Johr. Mir all kenn enn Innerscheed mache. Jeden Doag. Ihr Lieben, ich wünsche Euch allen schöne Feiertage, ob nun Weihnachten oder Chanukka, Gesundheit, Glück und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Wir alle können einen Unterschied machen. Jeden Tag. My dears, I wish you happy holidays, wether Christmas or Chanukkah, health, happiness and a good start of the New Year. We all can make a difference. Every day.
As a greeting from Ober-Gleen, here is a shortened audio from the double-cd with the Upper Hessian songs that our historical society Lastoria, Bremen, has produced this year. We have recorded that song in the former Synagogue of Ober-Gleen to a wellknown melody. And by the way, I am writing the third songbook in Upper Hessian dialect and German at the moment… Coming soon, in 2020. Meanwhile I have written the lyrics of more than 200 coversongs in the dialect of Ober-Gleen, from Jazz to Klezmer, from folksong to children’s song, from rock to blues to pop to musical melodie to punk, and tried some of them with audiences, as a volunteer. Could well be that I’ll sing on Monday, 20th of January, at about 2 p.m. in Frankfurt/Main. If you’d like to come and sing along, please let me know, and I will ask if guests are welcome. Safe the date: We are preparing a historical workshop that will take place in the Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, on Sunday, 22th of March, from 10 a.m. to 6 p.m. It is connected to our open research and memorial project „Deutschland auf der Flucht“ („Germany on the Run“, Amsterdam Zuid), to Ober-Gleen and many other German towns and villages. You are welcome to join in!
Als Gruß aus Ober-Gleen gibt es einen Ausschnitt aus einer Aufnahme von der Doppel-CD mit oberhessischen Liedern, die unser Geschichtsverein Lastoria, Bremen, dieses Jahr herausgegeben hat. Wir haben dieses Lied in der früheren Synagoge von Ober-Gleen zu einer bekannten Melodie aufgenommen. Übrigens schreibe ich gerade am dritten Liederbuch im Ober-Gleener Dialekt und auf Hochdeutsch… Es erscheint bald, in 2020. Inzwischen habe ich mehr als 200 Coversongs im Ober-Gleener Platt geschrieben, von Jazz bis Klezmer, von Volksliedern über Kinderlieder bis zu Rock, Blues, Pop, Musical-Melodien und Punk und einiges davon vor und mit dem Publikum ausprobiert. Alles ehrenamtlich. Es könnte gut sein, dass ich am Montag, 20. Januar, gegen 14 Uhr in Frankfurt am Main singe. Falls Ihr dazukommen und mitsingen wollt, lasst es mich bitte wissen, dann frage ich, ob Gäste willkommen sind. Einen anderen Termin könntet Ihr Euch schon vormerken: Wir bereiten für Sonntag, 22. März, 10 bis 18 Uhr eine Geschichtswerkstatt in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, zu unserem offenen Recherche- und Gedenk-Projekt „Deutschland auf der Flucht“ (Amsterdam Zuid) vor, das auch etwas mit Ober-Gleen und mit vielen anderen deutschen Städten und Dörfern zu tun hat. Ihr könnt gerne mitmachen!
Mir huh hie noch enn Gruus voo Owenglie, è koazzes Schdigg voo enner Offnohme, die merr ean dè frie-ere Sinnagooch voo Owenglie gemoachd huh on off dere dobbelde Schaib vereffendlechd huh, die inser Geschechdsveräi Lastoria voo Breme gemoachd hodd. Die Melodie eas bekaand. Iwwerechens schräib ech groad om dredde Lirrerbichelche eam Owengliejer Pladd on off Huuchdoidsch. Es kimmd baal, neggsd Joahr. Ech mach doas all fier è selwer Nautche on è golden Nixche, fraiwellech. Es kennd gésai, dess ech dè Mondoag, 20. Jannewar, so im zwä rim ean Frankfoadd seangge duh. Wannde dézukomme on medseangge widd, dann saa beschääd, on ech freeg, ob Besùch wellkomme eas. On mir sai aach groad dèbai, è Geschechdswergschdadd ean dè Villa Ichon ean Breme vierzeberäre. Doas hodd ze duh med „Deutschland auf der Flucht“ (Doidschlaand off dè Fluchd, Amsterdam Zuid) on also aach med Owenglie on viele annern Schdädd on Deafer ean Doidschlaand.
So. On jeds hirrder „Saa kennsde mech, kennsde mech nit“. Und jetzt hört Ihr „Sag, kennst du mich, kennst du mich nicht“ im Ober-Gleener Dialekt. And now you are listening to „Should Old Acquaintance be Forgot“ in Ober-Gleen style. Comments, also to other parts of this blog, are very welcome. Über Kommentare, auch zu anderen Teilen dieses Blogs, würde ich mich sehr freuen. Wanner auern Sennef dézu gewwe wolld, aach zu woas annerm, woas ech ean dè Blog gedoh huh, wiersch räächd schie voo ouch. Ech wier oach fruh driwwer.
Awwer jeds schbield hie die Mussigk! Aber jetzt spielt hier die Musik! But now, the music is playing:
Heazzlechen Gliggwonsch zem Geboadsdoag: Walde Bernadd, dè eenzeche ins bekaande Gliesbeurel, der Kinsdler eas, eas 60! Mir winschemm alles Gurre, Gesondhääd on dess die Loid sai Belder sää. On mache hie enn Oofaangk.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag: Bernhard Wald, der einzige uns bekannte Künstler aus Ober-Gleen, ist 60! Wir wünschen ihm alles Gute, Gesundheit und dass die Leute seine Bilder sehen. Und machen hier einen Anfang.
Happy birthday: Bernhard Wald, the only artist we know from Ober-Gleen, is 60! We wish him all the best, health and that many people will see his art. Here we make a start.
Alles Gurre, all the best, alles Gute,
Pauls Monika
Läwenslaaf: Walde Bernad voo Owenglie (Owwerhesse), dè ällsde Sohn voom Walde Kall on dè Walde Erika, hodd nochem Abidur baim Willi Weide ean Alsfeld woas geleannd on hodd dann Kurse oo de Huuchschul ean Doarmschdadd beleechd. Ean Alsfeld woarer baim Ruure Kroids eam Dsiwildinnsd, bevierer Konsd off Liehraamd oo dè Uni ean Frankfoadd om Maa schdodierd hodd, wann aach nit zè Enn. Wie oo dè Huuchschuun Konsd innerrechd weadd, woarem nit dè Noas nooch. Heh hodd woas geeche Schabbloone. On sou easser 1986 nooch Berlin gegangge, im Kinsdler zè sai, im zè moan on Drombeed zè schbien. Inner semm Kinsdlernoome „Faldon“ hodderr sai Belder ausgeschdaald on ean dè Naue Gesellschafd fier Beldende Konsd (ngbk) ean dè Oranjenschdroos ean Kroidsberch medgeärweld. 2004 easser nooch Moarborch gezuuche on dääd wärer moan. Fraiheed woar on eas sai Läwensmoddo, aach als Kinsdler. Heh leassd sech ean kenn Schobkasde schdobbe.
Vita: Bernhard Wald aus Ober-Gleen (Oberhessen), der älteste Sohn von Karl und Erika Wald, hat nach seinem Abitur bei dem Grafiker Willi Weide in Alsfeld ein Praktikum gemacht und dann Kurse für Grafikdesign an der Hochschule in Darmstadt belegt. In Alsfeld arbeitete er während seines Zivildienstes beim Roten Kreuz, bevor er Kunst auf Lehramt an der Universität in Frankfurt am Main studierte, ohne den Abschluss zu machen. Die formale Ausbildung an den Hochschulen, die Einengung in die Schablonen der Fachdisziplinen, war nicht sein Ding. Und so ging er 1986 als freischaffender Künstler nach Berlin, um zu malen und Trompete zu spielen. Unter seinem Künstlernamen „Faldon“ hat er seine Bilder ausgestellt und in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (ngbk) in der Oranienstraße in Kreuzberg mitgearbeitet. 2004 ist er nach Marburg gezogen und hat seine künstlerische Arbeit fortgesetzt. Freiheit war und ist sein Lebensmotto, auch als Künstler. Er lässt sich in keine Schublade stecken.
Curriculum vitae: Bernhard Wald from Ober-Gleen (Upper Hesse), the eldest son of Karl and Erika Wald, has been a trainee of the artist Willi Weide in Alsfeld after he had finished school. He took lessons of graphic design at the Hochschule Darmstadt and was working during his civil service for the Red Cross in Alsfeld before he went to study art at the University of Frankfurt/Main in order to become an art teacher. He did not finish his studies as he wasn’t willing to make any compromises according to the rules of formal education at the universities but went to Berlin instead in 1986, to work as an artist. He was painting and made music, playing trumpet. Bernhard Wald also known as „Faldon“ showed his paintings in exhibitions and was part of the Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (ngbk) in the Oranienstreet in Berlin-Kreuzberg. In 2004 he moved to Marburg and continued painting. Freedom is and has always been the motto of his life, especially as an artist. One simply can’t put him into a special category.
Memm geliehne Audo iwwer die Audobooh, iwwer klenne Schdroose, oo Kieh, Wisse on Äbbelbeem vierbai, kwer dorch dè Vuchelsberch: Robin Smolen aus Kalifornje hodd è gaans schie Dur heanner sech. Fier 24 Schdonn seregg zè dè Wozzenn. Ean Schdonndoaf, dè easchde Schdadsjon, hoddse dè Bernd Georg gedroffe. Heh kennd sech gudd aus medde Geschichd voo dè Schdonndoafer Jirre on konndere des Haus wäse, wu die Omma voo ihrm Vodder raus woar: die Rebekka Katz. Näweoo wuhnde die Familje Höchster, on med der eas die Robin aach verwandt. Die aald Sinnagooch schdidd noch, eas awwer schuh laangk bewuhnd. Om Friedhoop hodd Robin die Gräwer voo Mannsloid aus dè Familje Katz foddografierd.
Sie mussd sech è bess-che bèain: Ean Owenglie huh die Sieglinde on dè Ernst Gringel off se gewoadd, doa woarsche zem Kaffee eangelodd, wie schuh è anner mo ihrn Vodder, dè Herbert, on ihr Modder, die Beatrice.
Die zwie sai aach med dè Hainbächesch aale Loid nooch Frankfoadd zem Fluuchhoafe gefoahrn, doa gedd’s nooch Foddos devoo.
On es gedd enn Prieb voom Heino Sondheim voo 1992. He hadd viergeschloo, dess dè Keaddoafer Birjermeesder saim Onggel Sol zem 100. Geboadsdoag gradulierd. Dè Sol woar voo Owenglie. Sai Familje wuhnde bai Weadds geeche riwwer on woar easchd nooch Gisse gezuuche on Joahrzehnde schbärer ean die USA. Die Siglinde on dè Ernst huh dè Geboadsdoagsprieb dann geschwreawwe. On dè Honnerdjiehriche hodd sech voo Miami Beach aus fier die gurre Winsche bedaangd.
Aach dè Schdammbaam voo dè Addi eas noch doa – daangk dè Gringels, die des Hefdche offgehowe huh. Die Robin konnd’s mednomme nooch Ammerigaa on woar geriehrd on gligglech. So è Doggumend eas mieh wie è Schdegg Babaier on hodd nit nor sendimendale, sonnern echde Seldehäädswerd: Dè Liehrer Albach, der bes 1934 ean Owenglie Innerechd gehaan hodd, woar kenn Nazi, wie die Suse Lina on die Schulze Emma beschdädichd huh („Himmel un Höll“, „Jiddisch Leben“). Heh hadd dè Addi des Hefdche („Esdemierd auer Obbas on Ommas“) gegewwe, doas fier die „arische“ Schulkeann gedoachd woar, on sie hodd offgeschreawwe, med wemm Heasche all verwaand sai. On wu dene ihr Verwande gewuhnd huh, bevier die Nazis oo die Machd koome.
Wärer geang’s dorch Owenglie. Ean dè frieere Sinnagooch hodd dè naue Keaddoafer Birjermeesder Andreas Fey die Robin begriesd on sech merrer ean der Schbroach innerhaan, die ihr Modderschbroach eas. E poar Woadde Huuchdoidsch on Pladd hodd se bai ihrm Vodder offgeschnabbd, awwer nit genungk, im Froache zè schdenn on die Andwoadde zè verschdieh. Kennegeleannd hadd se awwer doch è poar Loid: Owengliejer woarn doa, on dè Joachim Legatis voo demm Verää, der mieh wie enn Jirrepoad eam Vùchelsberch fier Wannerer noochgezächend hodd, die sech fier Geschichde eanderessiern.
Viel Zääd plibb nit fier enn Schbadsiergaangk dorchs Doaf, off dè Raansberch on zu dè Schuul, off die dè Herbert on die Addi gegangge woarn, besses fier Jirre verborre woar on die Keann off die Rechionaalschuul nooch Bad Nauheim wessenn mussde, wääd foadd voo deheem. Dè Regdor hiss Hermann Bettmann on woar voo Alsfeld.
Koads Kall eas è kläi bess-che zu jong, im enn Schulkameroad gewäse zè sai, awwer heh wääs, wie die Addi woar, on kaand aach dè Herbert on sain Vodder, Heasche Siegmund, den se nooch Dachau gedoh harre. „Doa gidd dai Seel kabodd“, harrer gesääd, wie heh heemkoom. Verzehn doafd he naut voom Laacher.
Enn besonnersch beweechende Aacheblegg: Die Robin däd sech des Haus ogugge, ean dem ihrn Vodder off die Weld gekomme woar, on kreeg Andwoadde off ihr Froache, wu woas fier è Zemmer woar.
On die Meddes Gerda hadd aach noch woas fiersche: è Käddche voo ihrm Gruusvodder oo die Familje Kirchner. Heh hadd’s ean Owenglie geschreawwe, wie doa enner geschdorwe woar. Wie merr doas so inner Nochbenn mechd, die mennanner Koadde schbien, die sech voo kläi off kenn on wu der enne baim annern eankääfd. Heasche hodde enn klenne Loare gehadd. Den hadd die SA ean dè Pogromnoachd eam November 1938 geschdirmd, wie annern Häuser on die Sinnagooch.
Eam Friehjoahr 1939 hodd die Familie Birje, Visa on Schiffskoadde beschaffe kenn, im ean die USA auszewannern. Siegmund on Jettchen Sondheim, dem Siegmund sai Schwesder, die Berta, on die Keann Addi, Herbert und Rita konnde vier dè Nazis fliehn. Awwer dè Familjevodder eas schuh baal ean New York oo dè Folche voo dere Zääd eam KZ geschdorwe. Sain Schwaacher, dè Karl Baer voo Frankfurt eas 1940 ean Amsterdam oo emm Heazzschloag geschdorwe. Emm Siegmund sai Schwesder Betty Baer (Heasche Betty) ean Sobibor ermodd woarn, ihrn Sohn Alfred ean Auschwitz. Ihrn Jingsde, dè Herbert (Baer), hodd eannem ausdralische Laacher iwwerläbd. Fier dem Siegmund sain Brurrer Hermann on dem sai Frä Grete, die em Holocaust zem Opfer gefann sai, duh Stolpersteine ean dè Melemstraße ean Frankfurt om Maa erinnern – on die Prieb, die merr fier inser Hierbùch „Jiddisch Leben“ geläse on offgenomme huh.
Die Dafenn om Owengliejer Friedhoop medde Noome voo ihre Verwande hodd Robin schdodierd, die Gräwer ean Angerood besùchd. Ingfried Stahl konnd ihr viel erklärn. Heh hodd Bicher iwwer die Jirre voo Angerood geschreawwe on med viele Loid geschwassd, die die Zääre noch medgemoachd huh. Eam Haus Speier huh merr ins sesomme oogeguggd, woas Fraiwelliche alles duh, demed käi Groas iwwer die Vergaangehääd wässd, sonnern Sonneplomme vier dè Hausdier schdieh. Als selldese saa: Komm bai. Hier huh Mensche geläbd. Nochbenn. Wie Heasche.
Mit dem Mietauto über die Autobahn, über kleine Straßen, an Kühen, Wiesen und Apfelbäumen vorbei, quer durch den Vogelsberg: Robin Smolen aus Kalifornien hat einen Parforceritt hinter sich: Für 24 Stunden zurück zu den Wurzeln. In Storndorf, der ersten Station ihrer Reise, hat sie Bernd Georg getroffen. Er kennt sich gut aus mit der Geschichte der Storndorfer Juden und konnte ihr das Haus zeigen, aus dem die Großmutter ihres Vaters stammte: Rebekka Katz. Nebenan wohnte Familie Höchster, mit der Robin ebenfalls verwandt ist. Die alte Synagoge steht noch, ist aber schon lange bewohnt.
Auf dem jüdischen Friedhof hat Robin die Gräber von männlichen Mitgliedern der Familie Katz fotografiert. Sie musste sich ein wenig beeilen: In Ober-Gleen warteten Siglinde und Ernst Gringel auf sie, sie war zum Kaffee eingeladen, wie früher schon ihr Vater, Herbert Sondheim, und ihre Mutter Beatrice. Die beiden sind mit Siglindes Eltern, den Hainbächers, damals zum Frankfurter Flughafen gefahren. Es existieren noch Bilder davon. Und es gibt einen Brief von Heino Sondheim aus dem Jahr 1992. Er hat vorgeschlagen, dass der Kirtorfer Bürgermeister seinem Onkel Sol zum 100. Geburtstag gratuliert. Sol stammte aus Ober-Gleen. Seine Familie wohnte gegenüber der Gastwirtschaft an der Obergasse (Wirts Karl), war erst nach Gießen gezogen und Jahrzehnte später in die USA. Die Gringels haben den Geburtstagsbrief dann geschrieben. Und der Hundertjährige hat sich aus Miami Beach für die guten Wünsche bedankt.
Auch das Ahnenheftchen von Addi ist erhalten geblieben – dank Familie Gringel, die es aufgehoben hat. Robin konnte es nach Amerika mitnehmen und war gerührt und glücklich. So ein Dokument ist mehr als ein Stück Papier und hat nicht nur sentimentalen, sondern auch Seltenheitswert: Der Lehrer Albach, der bis 1934 in Ober-Gleen unterrichtete, war kein Nazi, wie Lina Kirchner und Emma Schulz bestätigt haben (siehe Ober-Gleen-Band „Himmel un Höll“ und Hörbuch „Jiddisch Leben“). Er hatte Addi das Heftchen („Ehret eure Großeltern“) gegeben, das für die „arischen“ Schulkinder gedacht war. Und so hat sie aufgeschrieben, mit wem die Familie Sondheim verwandt ist. Und wo die Verwandten gewohnt haben, bevor die Nazis an die Macht kamen.
Weiter ging’s durch Ober-Gleen. In der ehemaligen Synagoge begrüßte der neue Kirtorfer Bürgermeister Andreas Fey Robin und unterhielt sich mit in der Sprache, die ihre Muttersprache ist. Ein paar Worte Hochdeutsch und Dialekt hat sie bei ihrem Vater aufgeschnappt, aber nicht genug, um Fragen zu stellen und die Antworten zu verstehen. Kennengelernt hat sie dennoch ein paar Leute: Ober-Gleener und Joachim Legatis vom Verein zur Förderung der Geschichte des Judentums im Vogelsberg, der mehr als einen Judenpfad für Wanderer nachgezeichnet hat, die an Geschichte interessiert sind.
Viel Zeit blieb nicht für einen Spaziergang durchs Dorf, auf den Ransberg und zu der Schule, auf die Herbert und Addi gegangen waren, bis es für Juden verboten war und die Kinder auf die Regionalschule nach Bad Nauheim wechseln mussten, weit weg von daheim. Der Rektor hieß Hermann Bethmann und stammte aus Alsfeld.
Karl Gemmer ist ein kleines bisschen zu jung, um ein Schulkamerad gewesen zu sein, aber er weiß, wie Addi war, und kannte auch Herbert und dessen Vater, Siegmund Sondheim, der im Ersten Weltkrieg gewesen und als mutig und geradlinig bekannt war. Die Nazis hatten ihn nach Dachau gebracht. „Da geht deine Seele kaputt“, hatte er gesagt, als er heimkam. Erzählen durfte er nichts aus dem Lager.
Ein besonders bewegender Augenblick: Robin sah sich das Haus an, in dem ihr Vater auf die Welt gekommen war, und erhielt Antworten auf die Frage, welches Zimmer sich wo befunden hatte. Außerdem hatte Gerda Dluzenski noch etwas für sie: ein Kärtchen, das ihr Großvater an Familie Kirchner geschrieben hatte, als jemand gestorben war. Wie man das unter Nachbarn macht, die miteinander Karten spielen, in einem Dorf, wo man sich von kleinauf kennt und der eine beim anderen einkauft. Die Sondheims hatten einen kleinen Laden, der wie andere Privathäuser und wie die Synagoge in der Pogromnacht im November 1938 von der SA gestürmt wurde.
Im Frühjahr 1939 gelang es der Familie, Bürgen zu finden, Visa und Schiffsfahrkarten für die Auswanderung in die USA zu beschaffen. Siegmund und Jettchen Sondheim, Siegmunds Schwester Berta und die Kinder Addi, Herbert und Rita konnten den Nazis entkommen. Der Familienvater aber starb schon bald in New York an den Folgen seiner KZ-Haft. Sein Schwager Karl Baer aus Frankfurt erlag 1940 in Amsterdam einem Herzinfarkt. Siegmunds Schwester Betty Baer, geborene Sondheim, wurde in Sobibor ermordet, ihr Sohn Alfred in Auschwitz (siehe unser Projekt in Amsterdam Zuid, „Deutschland auf der Flucht“). Ihr Jüngster, Herbert, überlebte in einem australischen Lager. Für Siegmunds Bruder Hermann und dessen Frau Grete, die Opfer des Holocaust geworden sind, erinnern Stolpersteine in der Melemstraße in Frankfurt am Main und die gelesenen Briefe in unserem Hörbuch „Jiddisch Leben“.
Die Tafeln auf dem Ober-Gleener Friedhof mit den Namen ihrer Verwandten hat Robin studiert, die Gräber in Angenrod besucht. Ingfried Stahl konnte ihr vieles erklären. Er engagiert sich seit vielen Jahren, hat Bücher über die Juden von Angenrod geschrieben und sich mit zahlreichen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unterhalten. Im Haus Speier haben wir gesehen, was Freiwillige alles tun, damit kein Gras über die Vergangenheit wächst, sondern Sonnenblumen vor der Haustür stehen. Als ob sie sagen sollten: Komm näher. Hier haben Menschen gelebt. Nachbarn. Wie Robins Familie.
With a rented car on the Autobahn, on little streets, passing cows, meadows and appletrees on her way through the Vogelsberg region: Robin Smolen from California has made quite a trip. Back to the roots for 24 hours. In Storndorf, she has met Bernd Georg. He was able to show her the house the grandmother of her father was from: Rebekka Katz. In the next house lived family Höchster, other relatives of Robin. The old Synagogue is still standing, but for a long time now people are living in it. On the cemetery, Robin has made photos of the graves of men of family Katz.
She had to hurry a little bit: In Ober-Gleen, Siglinde and Ernst Gringel were waiting for her, she was invited to coffee and cake, as her father, Herbert Sondheim, and her mother Beatrice had been. Together with Siglinde’s parents, the couple Hainbächer, they went to Frankfurt Airport, then. The photos still exist. And there is letter from Heino Sondheim from 1992. He had suggested that the mayor of Kirtorf should congratulate his uncle Sol to his 100th birthday. Sol was from Ober-Gleen. His family had lived right opposite the pub on the Obergasse, had moved to Gießen first and decades later to the USA. Family Gringel/Hainbächer has written the birthday letter, then. And the hundred year old who lived in Miami Beach has thanked them for the good wishes.
Even the heritage notes of Addi still exist – thanks to family Gringel. Robin could take the little booklet with her to the U.S. and was both touched and happy. Such a document is more than a piece of paper and is not only of sentimental value but also rare: Mr. Albach, the teacher who was in Ober-Gleen till 1934, had been no Nazi as Lina Kirchner and Emma Schulz had testified (quoted in the third volume about Ober-Gleen – „Himmel un Höll“ – and to be heared in the audiobook „Jiddisch Leben“). He had handed the little booklet („Honor your grandparents“) that was thought for „Aryan“ schoolchildren, also to Addi. So she has written down whom family Sondheim was related to. And where the relatives had lived before the Nazis came to power.
The tour through Ober-Gleen was to be continued. The new mayor of Kirtorf, Andreas Fey, welcomed Robin in the former Synagogue and talked to her, chosing the language that is her mother tongue. Robin has picked some words in German and dialect from her father, but not enough to put questions or to understand the answers. Yet, she got to know some more people: Several inhabitants of Ober-Gleen for example, and Joachim Legatis, a member of the Verein zur Förderung der Geschichte des Judentums im Vogelsberg, a historical society that has marked more than one Jewish Path for those who like to go for a walk and learn about history.
There wasn’t much time for a walk through the village, to the nature reserve Ransberg and to the school Herbert and Addi had been gone to till it was forbidden for Jews and the children had to change to the regional school in Bad Nauheim, far away from home. The head of the boarding school, Hermann Bethmann, was from Alsfeld.
Karl Gemmer is a little bit too young to have been a schoolmate, but he knows what Addi was like, and had known Herbert and his father Siegmund Sondheim who had been in WWI and was known as courageous and straightforward. The Nazis had taken him to Dachau. „Your soul is shattered there“, he had said when he came home. He wasn’t allowed to talk about the camp.
An especially moving moment followed: Robin entered the house in which her father had been born and got anwers to her questions which room had been where.
Furthermore, Gerda Dluzenski had something for her, a little condolence card that her grandfather had written to family Kirchner when someone had died. The way it was between neighbors who played cards with each other, who had grown up together and used to buy something in the neighbor’s shop. Family Sondheim dealed with dried goods. The shop was attacked by SA men in the pogrom night of November 1938 like other homes and the Synagogue. In spring 1939, the family managed to get affidavits, visa and tickets for the ship, so that they could emigrate to the U.S. Siegmund and Jettchen Sondheim, Siegmund’s sister Berta and the children Addi, Herbert and Rita were able to escape from Nazi-Germany. Siegmund Sondheim soon died in New York as his health had been ruined in the concentration camp. His brother-in-law Karl Baer from Frankfurt/Main died in 1940 in Amsterdam of a hearattack. Siegmund’s sister Betty Baer, nee Sondheim, was murdered in Sobibor, her son Alfred in Auschwitz (see our Amsterdam project about German speaking refugees in the NS-time, „Deutschland auf der Flucht“). Her youngest, Herbert, survived in a camp in Australia. To the memory of Siegmund’s brother Hermann and his wife Frau Grete who became victims of the Holocaust, Stolpersteine have been laid in Melemstraße in Frankfurt/Main. And some of their last letters have been read and are to be heard in our audio book „Jiddisch Leben“.
Robin has studied the plates with the names of her relatives on the cemetery of Ober-Gleen and visited the graves in Angenrod. Ingfried Stahl was able to explain her a lot, for he has done a lot of research, has written books about the Jews of Angenrod and has talked to a lot of timewitnesses. In the former house of family Speier we have seen what volunteers do to prevent the gras from growing over the past. Sunflowers are standing in front of the entrance, instead. As if they were supposed to say: Come closer. Human beings have lived here. Neighbors. Like Robin’s family.
Robin kimmd nooch Owenglie! Die Woch easse doa, on mirr froin ins schuh off se: Heasche Robin off dè Schburn voo ihrm Voadder. Robin kommt nach Ober-Gleen! Diese Woche ist sie da, und wir freuen uns schon auf sie: Robin aus der Familie Sondheim (Dorfname: Hirsche) auf den Spuren ihres Vaters. Robin is coming to Ober-Gleen. This week, she will be there, and we are looking forward to her: Robin nee Sondheim in the tracks of her dad. Best wishes, alles Gute, alles Gurre, Pauls Monnigga
Naue Lirrer eam Owengliejer Pladd sai geschreawwe on gedroggd! On so häsd aach es naue Bichelche. Dissmo huh ech mai Lirrer gläich iwwersassd. Merr leand jo dèzu! Neue Lieder im Ober-Gleener Dialekt sind geschrieben und gedruckt. Und so heißt auch das neue Büchlein. Dieses Mal habe ich meine Lieder gleich übersetzt. Man lernt ja dazu! New songs in the dialect of Ober-Gleen have been written and printed. And new songs (naue Lirrer) is also the title of the new songbook. This time, I have translated the lyrics from the start. It’s learning by doing!
Best wishes, alles Gute, alles Gurre,
Pauls Monnigga
Es schdidd enn Offdreadd oo: Om 13. Juni im halb oachd eam Aale Fondaamd, hie ean Breme. Es wier schie, ihr wiad dèbai, dann seangge mir sesomme. Es steht ein Auftritt an: Am 13. Juni um 19.30 Uhr im Alten Fundamt, hier in Bremen. Es wäre schön, ihr wärt dabei, dann singen wir zusammen. A concert is due: on the 13th of May at half past seven in the Alte Fundamt, here in Bremen. It would be nice, you’d be part of it. We could sing together, then.
Best wishes, alles Gute, alles Gurre,
Pauls Monika
Aijaijaijaijaijai, woas woar doas fier enn schiene Owend eam Birjerhaus! Dè Yale, die Elizabeth on dè Amos huh Klezmer geschbield on om Enn Edna, Thomas, Burghard und Kurt, Mussiger aus Breme on Odderberch, off die Biehn geholld. Zugoawe! Eijeijeijeijei, was war das für ein schöner Abend im Bürgerhaus Weserterrassen. Yale Strom, Elizabeth Schwartz und Amos Hoffman haben Klezmer gespielt und am Ende Edna, Thomas, Burghard und Kurt, Musiker aus Bremen und Ottersberg, auf die Bühne geholt. Zugabe! Ayayayayay! What a wonderful evening in the Bürgerhaus Weserterrassen! Yale Strom, Elizabeth Schwartz and Amos Hoffman have played Klezmer. At the end of the concert, they asked Edna, Thomas, Burghard und Kurt, musicians from Bremen and Ottersberg, onto the stage. Da capo! Pauls Monika
Seregg zu dè Woazzenn! Ean Moarborch sai ech geburn, ean Moarborch es easchde Mo ean Hesse off dè Biehn geschdanne. Ean Owenglie on Laurerbach gobb’s zwoar è Pubbliggum, awwer käi Biehn. On nit sou viele Loid! Es woar enn schiene Moarborcher Owend eam KFZ, on offreechend noch dèzu! Ech huh mech draimoo verhasbeld on woar zè frieh feaddich, on nor è poar huh Owwerhessisch verschdanne, awwer medgesongge huh se doch, des Lied voom Schwoazz-Wääs-Fennseh! Vier laufender Kamera: Laif eas laif! Zurück zu den Wurzeln! In Marburg bin ich geboren, in Marburg das erste Mal in Hessen auf der Bühne gestanden. In Ober-Gleen und Lauterbach gab’s zwar ein Publikum, aber keine Bühne. Und nicht so viele Leute! Es war ein schöner Marburger Abend im KFZ, und aufregend noch dazu! Ich habe mich dreimal verhaspelt und war zu früh fertig, und nur ein paar haben Oberhessisch verstanden, aber mitgesungen haben sie doch, das Lied vom Schwarzweiß-Fernsehen! Vor laufenden Kamera: Live is live! Back to the roots! In Marburg, I was born, in Marburg I have been on stage in Hesse for the first time. In Ober-Gleen and Lauterbach, there had been an auditorium, but no stage. And not that many people! It has been a nice Marburger Abend in the KFZ, and exciting on top! I have made some faults and was ready earlier than I had wanted, and only some understood the dialect of Upper Hesse, but still, they sang along, the song about the black and white tv! In front of the cameras: Live is live!